„Bedingungslos glücklich? – Freiheit und Grundeinkommen“

Am 18. März, zur besten Sendezeit, um 20.15 Uhr, wird der Film „Bedingungslos glücklich? – Freiheit und Grundeinkommen“ auf 3SAT gezeigt. Aus der Ankündigung zur Themenwoche „Sein oder Haben“:

„Bedingungslos glücklich? – Freiheit und Grundeinkommen“, Film von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach, Erstausstrahlung

„Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?“: Auch in einer Zeit, in der man die großen Utopien ad acta gelegt hat, treiben neue soziale Ideen die Menschen rund um den Globus an. Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Bürger eines Staates oder sogar für alle Menschen weltweit findet immer mehr Anhänger. Damit wären sie frei, bezahlt nur die Arbeit zu verrichten, die sie wirklich tun möchten, und könnten zugleich wichtige Arbeiten, die kaum oder gar nicht entlohnt werden, zum Wohle des Gemeinwesens umsonst leisten. Das stärkt die individuelle Verantwortung ebenso wie die gesellschaftliche Solidarität, sagen die Befürworter, und könnte auch zur Lösung der kommenden Wirtschafts- und Energiekrisen beitragen. In Deutschland und der Schweiz ist die Bewegung in den letzten Jahren stark gewachsen – das Engagement geht quer durch alle Parteien und Schichten. Im November 2010 beschäftigte sich sogar der Deutsche Bundestag mit einer Petition zum Grundeinkommen. Verschiedene renommierte Institutionen haben bereits Modellrechnungen vorgelegt, die zeigen, dass Grundeinkommen auch finanzierbar ist. Erste Versuche im Ausland verliefen erfolgreich.
Der Film beleuchtet die aktuelle Diskussion mit prominenten Befürwortern und Gegnern und zeigt, wie aus einer utopischen Idee ein sehr reales, neues Lebensgefühl heranwächst.

„Bedingungslos glücklich? – Freiheit und Grundeinkommen“ ist der Auftakt der Themenwoche „Sein oder Haben“, die danach fragt, welche Wirtschaftsordnung wir in Zukunft brauchen. Als nächste Beiträge dieser Themenwoche zeigt 3sat um 21.30 Uhr „makro: Welt im Umbruch“. Um 22.25 Uhr folgt der französische Spielfilm „Auszeit“ von Laurent Cantet.“

Ansehen der Person oder der Sache – was wiegt mehr?

Unter der Überschrift „Die Lüge ist ministrabel geworden“ findet sich bei Spiegel online ein treffender Kommentar zu Vorgängen um die Plagiatsvorwürfe, denen sich Bundesverteidigungsminster zu Guttenberg seit mehr als einer Woche konfrontiert sieht. Da die Belegstellen in der Doktorarbeit öffentlich einsehbar sind, war er gezwungen, zumindest „gravierende Fehler“ einzuräumen, die er gemacht habe (siehe auch Zu Guttenbergs Stellungnahme 18.2.2011). Mittlerweile hat ihm die Universität Bayreuth den Doktorgrad aberkannt.

Wer sich mit den Vorwürfen beschäftigt, wird die Rede von „Fehlern“ schnell als eine Verharmlosung dessen erkennen, worum es geht. Texte anderer ohne Kennzeichnung und Quellenangabe zu übernehmen, sie leicht zu modifizieren – das unterläuft einem nicht einfach so. Schließlich hat der Verfasser der Arbeit die verarbeiteten Texte eigenständig zum Thema seiner Arbeit zusammengesucht, um sie zu verwenden. Das Einpassen verwendeter Textpassagen ist ein weiterer gezielter Arbeitsschritt und die Anpassung von Datumsangaben aus Zitaten so, dass sie in die Dissertation passen, bezeugt ein absichtliches Vorgehen (siehe auch „Guttenberg hat systematisch getäuscht“).

Wer akademische Grade auf diese Weise erwirbt, täuscht die Gemeinschaft der Wissenschaftler – und nicht zuletzt die Öffentlichkeit. Sicher mag es verwundern, wie eine solche Arbeit überhaupt das Verfahren bestehen konnte, auch das sollte geprüft werden. Das schmälert allerdings das Täuschungsvergehen in keiner Weise. Sowohl im Täuschen als auch in der Verteidigung oder Verharmlosung desselben (siehe z.B. bei „Anne Will„; kritisch dazu „Vgl. auch Guttenberg 2009“ – FAZ und das Interview mit Professor Löwer – Spiegel online) kommt eine Verachtung von Wissenschaft (siehe auch den Kommentar von Thomas Steinfeld), letztlich jeglicher Form geistigen Eigentums, zum Ausdruck. Wissenschaft, Forschung um der Erkenntnis selbst willen, ist eine kulturelle Errungenschaft, die so mit Füßen getreten wird. Wer die Achtung geistigen Eigentums und die Gepflogenheiten wissenschaftlichen Arbeitens geringschätzt, gefährdet das Fortbestehen von Wissenschaft. Genau das steht in der Causa zu Guttenberg auf dem Spiel und noch mehr: Leistung als solche verhöhnt. Wer überindividuell geltende Regularien aus persönlichen Motiven außer Kraft setzt, spricht jenen ihre Geltung ab. Das führt die Debatte im Deutschen Bundestag vom 23. Februar vor Augen, sie zeigt, wo unsere politische Kultur steht und welche Folgen eine Verharmlosung der Vorgänge haben können (Video der Bundestagssitzung, Protokoll der Plenarsitzung).

Was hat dieser Vorgang mit der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen zu tun?

In den Vorgängen um Herrn zu Guttenberg geht es um Glaubwürdigkeit, Integrität, Redlichkeit, Anerkennung der Leistung anderer, Achtung von Institutionen, um Kollegialität und nicht zuletzt darum, die eigene Person nicht hochmütig über Regularien zu setzen, die sich das Gemeinwesen oder auch die Community of Scientists gegeben haben. Zurecht wird von manchen beschworen, was passieren könnte, wenn diese Überheblichkeit zur Nebensache erklärt würde und Bestand hätte: das Vertrauen in Institutionen könnte weiter erodieren, ein Misstrauen in sie ist ohnehin verbreitet.

Hierin liegt die Gemeinsamkeit mit der Diskussion ums Grundeinkommen. Vertrauen in Institutionen und Bürger sowie ihre Achtung ist Voraussetzung dafür, dass ein Gemeinwesen bestehen kann. Geben wir das auf, geben wir uns auf.

Sascha Liebermann

Grundeinkommensfrühling…

…dazu laden Ralph Boes und Günter Sölken ein. Hier geht es zur Einladung.

Beginnen soll der Grundeinkommensfrühling mit der Umwidmung des Tags der Arbeit zum Tag des Einkommens. In den Folgetagen könnten sich weitere Aktionen anschließen. In einem eigens dazu eingerichteten Blog kann darüber diskutiert und sich ausgetauscht werden: Hier geht es zum Blog

ZDF Nachtstudio zum Grundeinkommen

Aus der Ankündigung: „Das nächste ZDF-nachtstudio kommt am 20. Februar 2011. Zum Thema „1000 Euro für umme – Bedingungsloses Grundeinkommen“ diskutiert Volker Panzer unter anderem mit dem Drogerie-Unternehmer Professor Götz Werner, der ehemaligen Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds Adrienne Goehler und dem Professor für Sozialpolitik Michael Opielka.“

„Hartz IV ist eine dauernde Perversion“ – Jakob Augstein bei Anne Will

Jüngst hatten wir auf einen Beitrag von Jakob Augstein in Spiegel Online hingewiesen, gestern war er bei Anne Will eingeladen und hatte zumindest die Gelegenheit, das Grundeinkommen ins Gespräch zu bringen. Siehe auch die Resonanz in den Medien auf die Sendung beim Archiv Grundeinkommen (nach Termin suchen).