„Der Sozialstaat reagiert viel besser auf individuelle Problemlagen und Risiken“…

…als ein Bedingungsloses Grundeinkommen, meint Gerhard Wegner (Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland) in einem Interview mit der Deutschen Handwerkszeitung. An einer Stelle sagt er:

„Dabei stellt sich die Frage, welche Entlastungen es von diesem zunehmenden Selbstdarstellungsdruck heute gibt. Das ist ein Problem, das sich in der Zunahme psychischer Krankheiten äußert. Der größte Krankheitsfaktor ist dennoch die Arbeitslosigkeit. Die Gefahr krank zu werden, wenn man arbeitslos ist, ist in keinem anderen Land so hoch wie bei uns. Die hohe Bewertung der Arbeit, die auch auf Luther zurückgeht, hat damit auch etwas pathologisches. Wir leiden unter einer Art Arbeitsreligion, die mit der Ökonomisierung einhergeht.“

Nun, wie kommt man da heraus? Ein BGE würde es gerade möglich machen, weil es das Verständnis von Arbeit aus der Verengung befreit, die heute herrscht. Zugleich aber macht ist das BGE aber nicht von einem „Beitrag“ abhängig, wie z. B. beim participation income, es subventioniert nicht die Arbeit, sondern die Person. Würde Wegner diese sehen können, dann wäre auch klar, weshalb Arbeitslosigkeit heute so gravierend ist, nicht der fehlenden Arbeit wegen, sondern des Ausschlusses wegen, der normativen Verfehlung, die das Gemeinwesen denjenigen attestiert, die nicht erwerbstätig sind. Das kann auf Dauer niemand folgenlos aushalten, es ist ein strukturelles Problem, das durch dei Überbewertung von Erwerbstätigkeit entsteht. Hebt man die Überbewertung auf, hebt man auch die Unterbewertung anderer Tätigkeiten auf – das geht nur mit einem BGE. Siehe einen früheren Kommentar zu Wegners Position zum BGE hier und einen direkten Beitrag zum BGE von ihm hier. Siehe auch den Kommentar zu Ausführungen seines früheren Kollegen Matthias Zeeb zum BGE hier.

Sascha Liebermann