„Fehlanreize abbauen, Kinderbetreuung ausbauen und finanzielle Absicherung stärken“…

…so das wirklich überraschende – irgendwie doch ewig gleiche – Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung, mit ungeahnten Schlussfolgerungen. Man lese nur dies und beachte die Wunderwirkung von „Anreize“:

„Insbesondere die Kombination aus Ehegattensplitting, steuer- und abgabenfreien Minijobs und fehlenden Betreuungsmöglichkeiten setzt starke Anreize für eine traditionelle Rollenaufteilung, in der die Frau weniger Erwerbsarbeit und dafür mehr Sorgearbeit übernimmt als der Mann. Dabei sind die Vorteile einer solchen Spezialisierung im Haushalt über das Leben gering, der Preis langfristig aber hoch: ‚Viele Frauen stecken in der Zweitverdienerinnenfalle fest. Dadurch sind es bei Trennungen und im Alter vor allem Frauen, die gravierende finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen‘, mahnt Barišić. ‚Wohlfahrtstaatliche Leistungen, die einen spezifischen Lebensentwurf fördern, sollten der Vergangenheit angehören, zumal Familie heute deutlich vielfältiger ist als früher.‘

Stattdessen müsse es um eine universellere Absicherung unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten gehen – durch verlässliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und größeren finanziellen Spielraum. Dies seien wichtige Rahmenbedingungen für eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern und eine bessere Absicherung von Alleinerziehenden.“

Diese Schlussfolgerung ist ganz im Einklang mit dieser Studie derselben Stiftung – nichts Neues also hierzu. Weshalb aber führt die Aussage „Wohlfahrtstaatliche Leistungen, die einen spezifische Lebensentwurf fördern…“ nicht dazu, die Fixierung auf Erwerbstätigkeit der Vergangenheit angehören zu lassen, statt sie zu zementieren? Aussagen wie „Familie ist deutlich vielfältiger als früher“ sind trivial und zugleich gehen sie an der Sache vorbei, denn in einer Hinsicht hat sich Familie überhaupt nicht verändert: dass es Kinder gibt, die umsorgt werden müssen und die die Nähe zu den Eltern einer Kita vorziehen, wenn sie denn die Wahl haben. Man fragt sich, wie die Erwerbsfixierung einen Beitrag dazu leisten können soll, die Degradierung von „Sorgearbeit“ aufzuheben. Sie setzt diese ja vielmehr fort.

Siehe unsere früheren Beiträge zu Ehegattensplitting und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Sascha Liebermann