„Die Altersarmut kommt“ – und immer dieselben Empfehlungen…

…um dieser Entwicklung zu begegnen, das ist der Fall in Alexander Hagelükens Beitrag in der Süddeutschen Zeitung (siehe auch den Kommentar dazu auf den Nachdenkseiten). Als Gegenmaßnahme wird zu Beginn der Vorschlag einer Grundrente zitiert, der allerdings nur Personen mit 35 Beitragsjahren zustehen soll, also nur wenige erreicht. Die anderen hätten das nachsehen. Hagelüken kommt auch auf „verdeckte Armut“ zu sprechen, in der auch das Phänomen nicht in Anspruch genommener Leistungen zum Ausdruck kommt, weil Betroffene der Stigmatisierung ausweichen. Und dann? Zum Schluss dann die üblichen Empfehlungen:

„Andere Industrieländer haben längst eine Grundrente. Deutschland braucht sie auch. Noch besser als die nachträgliche Reparatur von Altersarmut wäre allerdings, vorzubeugen. Mehr Qualifikation, stärkere Gewerkschaften und mehr Berufschancen für Mütter bewirken, dass Altersarmut erst gar nicht entsteht.“

Als sei mehr Qualifikation die Garantie für Einkommen – als gäbe es nicht Hochqualifizierte im Niedriglohnsektor, als gäbe es nicht Akademiker, die wahlweise über- oder unterqualifiziert sind, als gäbe es keine Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt. Darüber hinaus und ganz abgesehen von der Erwerbszentrierung: Weshalb sollte die Perspektive für Eltern nicht sein, ihnen maximal Möglichkeiten zu verschaffen, die sie frei von Vereinnahmungen darüber entscheiden lassen, wie sie sich der Aufgabe Elternschaft stellen wollen? Dazu taugen Hagelükens Empfehlungen nicht, überhaupt fallen die Haushaltstätigkeiten unter den Tisch. Wie üblich, könnte man sagen, es gibt eben Leistung und Leistung, die eine zählt etwas, für die andere gibt es warme Worte.

Sascha Liebermann