„Auch Väter müssen lernen zu verzichten“…

… schreibt Philipp Krohn in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (Bezahlschranke) und thematisiert diese Frage nicht zum ersten Mal, hier handelt es sich um zwei Buchrezensionen. Die pädagogische Anleihe im Titel wäre allerdings nicht nötig gewesen, um die Relevanz der Frage deutlich zu machen, denn um Lernen geht es nicht. Es geht vielmehr um die Frage, welchen Stellenwert Familie hat angesichts einer stetigen Ausweitung von Betreuungszeiten und der Absenkung des Betreuungsalters seit Einführung des Elterngeldes. Nicht mehr, sondern weniger Zeit für Familie nehmen sich Eltern, und das Elterngeld ist eine Prämie für Erwerbstätige, auch wenn Krohn zurecht kritisiert, dass Besserverdiener davon stärker profitieren.

Man erinnere sich nur an die Debatte um das Betreuungsgeld, sie spricht Bände, wenn man die heftige Kritik an diesem Vorschlag sich anschaut und die teils ihn vollkommen verzerrenden Stellungnahmen.

Krohn legt den Finger immerhin in die Wunde, Beruf und Familie sind nicht optimierbar, Verzicht im einen, dem Beruf, sei nötig, um für das andere, die Familie, da sein zu können. Trotzdem spricht er noch von der Vereinbarkeit und verweist auf Vorschläge wie die einer neuen Vollzeit, nur 32 Stunden Erwerbstätigkeit die Woche, ist das denn aber viel besser als heute, einen freien Tag mehr zu haben, wenn Kinder klein sind? Hebt ein solches Arbeitszeitmodell denn die Degradierung von Nicht-Erwerbstätigkeit auf? Keineswegs – Sorgetätigkeiten bleiben solcher zweiter Klasse. Warum den Eltern nicht die Entscheidung überlassen, ihnen die Möglichkeiten in die Hand geben, um das tun zu können und zugleich den Vorrang von Erwerbstätigkeit aufheben? Dazu müsste ein Bedingungsloses Grundeinkommen in Betracht gezogen werden, dafür hat Krohn keine Sympathien, also bleibt alles mehr oder weniger beim Alten.

Sascha Liebermann