Stefan Heckel, Mitbegründer der Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung, ist verstorben

Vor wenigen Wochen, am 8. November 2022, ist einer der Mitbegründer der Initiative, Dr. Stefan Heckel, durch einen Unfall aus dem Leben gerissen worden.

Noch bevor wir uns als Initiative gegründet hatten, war Stefan an Diskussionen darüber beteiligt, in welche Richtung ein Engagement als Initiative gehen konnte. Er war also nicht nur Mitbegründer, sondern auch einer der Vorbereiter dieser Gründung zu einer Zeit, als der Vorschlag eines Bedingungslosen Grundeinkommens noch eher randständig war oder gar als abwegig galt und selbst im Kreise unserer Kollegen die Skepsis groß war, ob ein solches Engagement denn überhaupt sinnvoll wäre oder auf Gehör hoffen könnte.

Eher im Hintergrund wirkend, da es seine Sache nicht war, sich in der Öffentlichkeit zu exponieren, waren seine Überlegungen und Anmerkungen dazu, weshalb ein BGE sinnvoll sein und wie es in die öffentliche Debatte gebracht werden könnte, äußerst wertvoll. Gerade zu Beginn unserer Aktivitäten war es wichtig, dass wir uns stetig austauschen konnten, waren wir doch alle mehr oder weniger unerfahren darin, in der Öffentlichkeit für eine Sache, hier das BGE, zu werben. Tatkräftig half er dabei, die Möglichkeiten via E-Mail zu nutzen, um unsere Überlegungen zu verbreiten.

Darüber hinaus oder im Grunde umgekehrt: zu allererst waren wir wissenschaftliche Kollegen, die nicht nur teils schon während des Studiums an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main bei Ulrich Oevermann zusammenfanden, wo Stefan seine Diplomarbeit über „Rechtsradikalismus und politische Sozialisation in Ostdeutschland nach 1989“ gemeinsam mit Stefan Moritz und später seine Dissertation „Habitusformationen und Deutungsmuster von Grünen-Wählern – eine späte Ausprägung der deutschen Sonderwegslogik?“ verfasste, sondern wir arbeiteten gemeinsam in Projekten zu seiner Zeit an der Technischen Universität Dortmund. Aus dieser intensiven Zusammenarbeit am Lehrstuhl für Soziologie insb. Arbeitssoziologie bei Hartmut Neuendorff sind viele der Überlegungen entstanden, die am Ende dazu führten, nicht nur sich akademisch mit dem BGE zu befassen, sondern eine in die Öffentlichkeit wirkende Initiative zu gründen.

Nachdem sein Vertrag an der Universität ausgelaufen war, konnte er seine Fähigkeiten in der Erziehungshilfe und der pädagogischen Diagnostik einsetzen, aus seinem Engagement in der Initiative zog er sich langsam zurück, so dass der Austausch mit ihm bedauerlicherweise nur noch sporadisch stattfand.

Stefans Genauigkeit in der mikrologischen Analyse der Lebenspraxis, seine Beharrlichkeit und Unbeirrtheit darin, Fragen nachzugehen, die er für wichtig hielt, Thesen über vermutete Zusammenhänge anzureichern zu versuchen, so lange es geht, ganz gleich, was der Zeitgeist dazu sagte, waren bestechend und manchmal auch herausfordernd.

Wir, die Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung, gedenken unseres Mitstreiters und Kollegen und drücken allen, die persönlich um ihn trauern, unser tiefes Mitgefühl aus.