„Georbetet hon i nia“…

…Gedanken zur bisherigen Auffassung von Erwerbsarbeit von Anna Gruber Steinacher, Verdings (Südtirol). Das Gedicht findet sich im Rundschreiben des KVW (Katholischer Verband der Werktätigen) Senioren, in Bozen, aus dem September 2017, S. 9.

„Georbetet hon i nia

„Was haben Sie gearbeitet“ hot a Proffessr a Beirin amol gfrogg,
i non nichts gitun hot sie nor gsogg,
i bin olm lei drhoama giwöin,
va dr weitn Welt hon i nöt viel gsöign,
i hon a nichts schtudiert,i hon gonz oanfoch zi löibm proviert.

Meischtns bini um fümfa zmorgits ausn Bött gschtiegn,
hon die Viechr versorg und af die Woada gietriem,
i hon gitörft zehn Kindr groasziahn,
hon versuacht sie zi ourdntlicha Leit zi biagn,
hon Nasler giputzt, hon Zöpfler gimocht,
und hon ihmenen s’Guatsein beigebrocht.

I hon ihmenen gizoag wo dr krouda Wöig geaht,
und dass man zi oan selber schteaht,
i hon giwerklt in Wold und afn Feld,
hon drbei nöt verdiant an Haufn Geld,
i hon giwascht, giputzt, gikocht,
und hon für olla a feins Drhoama gimocht.

In Monn honi bediant,
hon gschaug dass es in Gortn woggst und bliahnt,
bin olm in Bewöigung giwöin,
bin nia af dr fauln Haut glöign,
und dess olls hot für mi heint nou a groassis Gewicht,
ob gorbetet, na gorbetet sell hon i nicht.“

Auf dieses Gedicht hat mich Sepp Kusstatscher, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, in einem Gespräch aufmerksam gemacht. Sepp Kusstatscher setzt sich schon seit langem für die Diskussion um ein Bedingungsloses Grundeinkommen ein.

Das Gedicht bringt auf den Punkt, was auch die nebenstehende Karikatur von Christiane Pfohlmann deutlich macht, die vor vielen Jahren schon veröffentlicht wurde.

Sascha Liebermann