…die Schilderung dieser Erfahrung ist einem Interview mit Arfst Wagner entnommen:
„…Wagner: Eine interessante Frage. Vor einiger Zeit habe ich einfach mal ein Klofrau an einer Autobahnraststätte selbst gefragt, ob sie noch hier arbeiten würde, wenn sie ihr Leben lang jeden Monat 1000 EUR im Monat erhalten würde. Sie antwortete mit einer Gegenfrage: „Was meinen Sie denn, was ich hier mache?“ Ich antwortete: „ Naja, Klos putzen“. Sie lachte. „Also, heute gegen 10 Uhr huschte jemand ins Klo und kam nicht wieder raus.
Es war ein Junkie, der sich gerade einen Schuss gegeben hat. Ich öffnete die Tür von außen mit einem Spezialschlüssel, rief Polizei und Krankenwagen, päppelte ihn mit Wasser auf und redete mit ihm. Nach einer knappen Stunde war er abtransportiert.“ Ich dachte: okay, machst Dir jetzt mal einen Kaffee. Als ich gerade dabei war, huschte der nächste Junkie auf die Toilette. Als ich nach 20 Minuten nichts hörte, begann die Prozedur von vorne. Alles lief ab wie vorher, Polizisten waren dieselben, Krankenwagenbesatzung waren zwei andere.
Dann war es fast 13 Uhr und ich wollte Mittagessen. Habe eine kleine Kochecke. Da hörte ich jemanden auf dem Klo schluchzen. Ich rief rüber, was denn sei. Es war ein Manager, der gerade einen Anruf von seiner Frau bekommen hatte, dass sie ihn verlässt. Ich habe ihn zum Essen eingeladen und fast zwei Stunden mit ihm geredet. Danach fuhr er voller Hoffnung nach Hause.“ Und dann der Satz: „Ich bin Seelsorgerin!“
Ich wiederholte die Frage, ob sie mit 1000 EUR im Monat Grundeinkommen hier noch arbeiten würde und bekam eine Antwort, die noch wie ein Sahnehäubchen auf der Torte war. „Ja, selbstverständlich, aber vielleicht weniger Stunden, weil ich eine schwer kranke Mutter habe, um die ich mich endlich mal wieder kümmern möchte…“