Norbert Blüm, bekannter CDU-Politiker, ehemaliger Bundesminister, langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages und vielseitig engagiert, ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Hier finden Sie einen Nachruf von Norbert Seitz.
Zum Bedingungslosen Grundeinkommen äußerte sich Blüm mehrfach, zuerst in einem Beitrag für die Zeit „Wahnsinn mit Methode“. Er bezieht sich auf das Solidarische Bürgergeld von Dieter Althaus, lässt sich in der Stoßrichtung jedoch allgemeiner verstehen. In einem Interview mit Business Insider im Jahr 2017 äußert er sich nochmals deutlich, sah im BGE eine Gefahr für unsere Kultur, ich habe dies hier kommentiert.
Er mischte sich ein, scheute vor keiner Auseinandersetzung zurück, hielt aber auch an seinen Überzeugungen fest, selbst wenn sie in Widersprüche führten. In dem Beitrag „FREIHEIT! Über die Enteignung der Kindheit und die Verstaatlichung der Familie. Eine Streitschrift“ plädierte er gegen ein weiteres Zurückdrängen von Familie, kritisierte die Erwerbsverherrlichung durch das Elterngeld, bot aber keine Antwort dafür an, wie sie aus der Umklammerung durch das Erwerbsgebot befreit werden könnte. Blüm sah die Konsequenzen seines Festhaltens an einer normativen Vorrangstellung von Erwerbstätigkeit nicht, sonst hätte er die Vorteile eines BGEs sehen können. Er schließt diesen Beitrag hiermit:
„Im Schicksal von Kindheit und Familie spiegelt sich die Zukunftsperspektive einer Welt, in der alle privaten Rückzugsmöglichkeiten verstaatlicht sind und die Gesellschaft rücksichtslos verwirtschaftet ist. Sollte jemand auf den Einwand verfallen, dass die Erwerbsarbeit beider Elternteile aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich sei und der Selbstverwirklichung des Menschen nur die Berufsarbeit zur Verfügung stehe, so muss er sich die Frage gefallen lassen: Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der Geld und Karriere alles ist?“
Wie soll denn für Familie mehr Zeit sein, wenn die Einkommenserzielung derart von Erwerbstätigkeit und einem entsprechenden Lohn abhängig ist?
Sascha Liebermann