…das wird in einem Interview mit dem Wirtschaftswissenschaftler Daniel Fuhrhop auf n-tv deutlich, in dem er sagt „150.000 Wohnungen wurden zu viel gebaut“. Entgegen der zur Zeit meist diskutierten Vernachlässigung des Wohungsbaus ganz besonders in Großstädten vertritt er die These, dass es sogar einen Bauüberfluss gibt. Was hat das mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen zu tun, über das in diesem Blog normalerweise geschrieben wird? Auf den ersten Blick wenig, auf den zweiten viel: denn von der Deutung eines Problems hängt es ab, in welche Richtung Lösungen gesucht werden. Ist man der Auffassung, es werde zu wenig gebaut, folgt daraus etwas anderes, als wenn man die These vertritt, es werde zuviel gebaut und der Wohnraum ist nur ungünstig verteilt.
Für die Diskussion um ein BGE trifft das ebenso zu. Hält man niedrige Löhne für das entscheidende Problem heute, muss man argumentieren, wie es kürzlich die Journalistin Ulrike Herrmann tat, also für Lohnerhöhungen, Stärkung der Gewerkschaften, höhere Tarifdeckungsrate. Geht es hingegen um mehr Freiräume, vielfältigere Lebensformen, Gleichstellung von Tätigkeitsfeldern und vor allem um einen Sozialstaat, der dem Geist der Demokratie entspricht, führt die Konzentration auf Löhne nicht weiter. Sie sind nur ein Aspekt, entscheidender ist, wie wir eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglichen und die Autonomie der Bürger stärken, das leistet ein BGE am besten.
Sascha Liebermann