…das unter anderem bietet das Radiokolleg im Österreichischen Rundfunk in seinem zweiten Teil, der sich mit der Historie der Diskussion befasst.
Hörenswert sind die Ausführungen von Norbert Bolz und Stefan Schulmeister, die auch im ersten Teil schon zu Wort kamen. Auf den ersten Blick scheinen beide weit auseinanderzuliegen, erweisen sich dann aber doch in mancher Hinsicht als Brüder im Geiste, denn eines gehe auf keinen Fall: dem Individuum Ausweichmöglichkeiten im Angesicht des Erwerbsgebots zu verschaffen.
Überraschend ist an anderer Stelle, dass Ulrich Beck zu denjenigen gehört haben solle, die ein BGE befürworten. Becks bekanntester Vorschlag war der einer „Bürgerarbeit“ in den 1990er Jahren, der mit einem BGE wirklich gar nichts zu tun hatte, mit dem Aktivierungsgedanken einer Gemeinwesenarbeit indes viel (siehe auch hier).
In einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung im Jahr 2006 redete er sogar von „Freiheit statt Vollbeschäftigung“, sicher eine zufällige Übereinstimmung mit dem Slogan unserer Initiative, die drei Jahre zuvor an die Öffentlichkeit getreten war und in einem Beitrag Wolf Lotters in brand eins auftauchte, auf die sich der Schluss von Becks Artikel noch bezieht. Im Aufgreifen von Thesen war Beck offenbar geschmeidig, wenn er in einem weiteren Interview von „Arbeitslosigkeit ist ein Sieg“ sprach, was zufällig ganz ähnlich klingt wie „Arbeitslosigkeit ist ein Erfolg“, der sich in einem Interview mit mir in der taz aus dem Jahre 2004 wiederfindet. Axel Jansen schrieb schon damals zu dieser Übereinstimmung treffend „gern gescheh’n“.
Auch in diesem Teil des Radiokollegs wurde keine Brücke geschlagen zum Verhältnis von BGE und Demokratie, was doch einigermaßen erstaunen kann, wenn man bedenkt, in welchen Ländern der Welt diese Diskussion am intensivsten geführt wird. Warten wir ab, was der dritte Teil bringen wird.
Sascha Liebermann