…Konrad Paul Liessmann in der Neuen Zürcher Zeitung. Dort schreibt er unter anderem:
„Wir sind zum Beispiel überzeugt davon, dass die Ökonomie, die Wirtschaft, der Markt die Grundlage und Basis unserer Gesellschaft bilden.
Damit alles andere – Kunst, Wissenschaft, Recht und Politik – sich entfalten kann, muss die Wirtschaft florieren. Nach deren Modell aber bauen wir die anderen Institutionen, Unternehmensideologie und Marktlogik durchdringen alle Lebensbereiche, die ökonomische Basis bestimmt den geistigen und emotionalen Überbau. Das ist Marxscher Materialismus, dem wir munter und fröhlich huldigen, Tag für Tag.“
Und weiter schreibt er:
„Und wie Marx sind wir überzeugt davon, dass der eigentliche Fortschritt der Menschen in der Entwicklung der Produktivkräfte, in den technischen Innovationen, in der Produktion unbekannter Bedürfnisse, in der Eroberung neuer Märkte liegt. Soziale Konflikte und Umwälzungen, bis hin zu Revolutionen, ergeben sich nach Marx dann, wenn die entfesselten Produktivkräfte mit den tradierten Produktionsverhältnissen, also den hinterherhinkenden staatlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen kollidieren.
Jeder, der heute freudig erregt davon spricht, dass die Digitalisierung all unsere herkömmlichen Vorstellungen von Arbeit und Recht, von Staat und Gesellschaft, von Liebe und Lust aufsprengen wird, denkt wie ein Marxist. Er weiss es nicht, aber er tut es.“
Zwar sind die Überlegungen nicht neu, die Einwände gegen Marx verkürztes, ja geradezu ökonomistisches Verständnis von Gesellschaft wurden von anderen schon vorgebracht. Doch es lohnt sich auf sie aufmerksam zu machen, denn in der BGE-Diskussion finden sie sich wieder, so dass sich zwischen linken und marktliberalen BGE-Kritikern erstaunliche Gemeinsamkeiten erkennen lassen. Siehe auch hier und hier.
Sascha Liebermann