Replik auf Replik – Ralf Krämer und Karl Reitter in der Diskussion…

…die Beiträge finden sich bei Labournet. Ralf Krämer schreibt an einer Stelle:

„Ich könnte jetzt auch aufschreiben, wieso m.E. manche Leute so hartnäckig und geradezu fanatisch und dabei unter Missachtung von sozialen und politökonomischen Fakten und Zusammenhängen ihre BGE-Illusionen propagieren.“

Es ist eine nicht selten anzutreffende Charakterisierung, dass BGE-Befürworter „geradezu fanatisch“ ihre Position vertreten, Michael Schlecht hat sie einst mit evangelikalen Sekten verglichen. Krämer schränkt immerhin ein, dass es manche gebe, die das tun, attestiert ihnen auch schnell, Unfug zu reden. Norbert Häring wähnte sich gar in der Lage, dass BGE-Befürworter auf seinen Beitrag zurückschlugen, obwohl darin lediglich scharf argumentiert wurde – was er stets zu tun pflegt.

Lebendige Diskussion lebt durchaus auch von polemischen Zuspitzungen, solange diese sich an der Sache orientieren und nicht Personen angreifen, dagegen ist nichts einzuwenden. Und in der Tat gibt es fundamentalistische Haltungen, die nicht weiterführen. Doch gilt das nicht etwa auch für manche Äußerungen derer (siehe auch hier), die anderen das vorwerfen? Wie viele Stellungnahmen zum BGE gibt es, die sich nicht einmal die Mühe machen, ernsthaft auf die differenzierte Diskussion einzugehen oder tendenziös Ausführungen zu ihren Gunsten ausschnitthaft zu verwenden?

Eine Diskussion, die sich auf das Picken fauler Rosinen beschränkt, kann nicht weiterführen.

Sascha Liebermann

„Grünes Grundeinkommen“ – Online-Diskussion mit Guy Standing

„Warum stoßen denn die BGE-Idee[n] auf Interesse?“ – eine berechtigte Frage…

…und es ist zu kurz gegriffen, sie mit der schlechten Arbeitsmarktpolitik der letzten zwanzig Jahre zu erklären. Es geht in der BGE-Diskussion entscheidend darum, sich von der Erwerbsfixierung abzuwenden und all die Folgen, die die Fixierung mit sich bringt, nicht mehr haben zu wollen: die Degradierung und Entwertung „unbezahlter Arbeit“, die Vorherrschaft von „employability“, die Verhöhnung von Arbeitslosengeldbeziehern zu Kunden (als hätten sie eine Wahl) usw. Der erwerbszentrierte Sozialstaat unterläuft Autonomie und Vielfalt der Lebensentwürfe – so erklärt sich das Interesse am BGE, das diesbezüglich Freiräume eröffnet und Umwertungen vollzieht.

Sascha Liebermann

„Hartz IV kam nicht aus der Mitte der Gesellschaft“ – das scheint mir eine gewagte These…

…denn der Kontroll- und Misstrauensgeist, der für Hartz IV bezeichnend ist, herrscht sehr wohl in der „Mitte der Gesellschaft“ vor – und nicht nur dort. Man muss nur Vorträge zum Grundeinkommen besuchen und sich mit den Einwänden beschäftigen, die aus allen Richtungen kommen, selbst von ALG II-Beziehern.

Sascha Liebermann

„Ein Grundeinkommen kann helfen“ – FRIBIS veröffentlicht zwei Papiere