…eine unscheinbare Meldung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die gemeinhin wieder so gedeutet werden wird, dass endlich die Erwerbsmöglichkeiten für Mütter durch ein angemessenes Betreuungsangebot für Kinder verbessert werden sollen, um dem „Problem“ entgegenzutreten. So könne dann mehr Vollzeit erreicht werden.
Wer braucht auch schon „Zeit für Familie“, wie der Achte Familienbericht (2012) einst übertitelt war, der seinem Inhalt nach in vielerlei Hinsicht, vor allem in den Empfehlungen, auf „Weniger Zeit für Familie“ (siehe auch hier und hier) hinauslief. Wer die Familie für das fünfte Rad am Wagen, wer sie für überflüssig wie einen Kropf hält, der soll das doch einfach sagen, statt die immer stärkere Orientierung am Arbeitsmarkt hinter Emanzipationsfloskeln („Vereinbarkeit von Familie und Beruf“) zu verbergen.
Wer es hingegen ernst meint damit, dass Familie wichtig und unerlässlich für ein lebendiges Gemeinwesen ist, wer Eltern in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben unterstützen will, der muss sich fragen, wie das möglich wäre, ohne Familie zum Anhängsel des Arbeitsmarktes zu degradieren. Das ist sie nämlich seit Jahren, ein Blick in die Programme der Parteien zur Bundestagswahl 2017 gibt das preis. Wie nun wäre das möglich? Erst wenn es die Möglichkeit gibt – frei von normativer Bewertung, die gegenwärtig jegliche Erwerbsleistung über alles andere stellt -, sich die Frage zu stellen, wie Eltern zur Herausforderung Elternschaft stehen und sich ihr stellen wollen, dann würde Familie den Platz erhalten, der ihr gebührt. Dazu muss das erwerbszentrierte Sicherungssystem verlassen werden, dazu wiederum bedarf es eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Denn, so wichtig Erwerbsleistungen sind (Bereitstellung von Gütern und Diensten), so wichtig ist die Familie als Schutzraum für Bildungsprozesse, aus dem erst diejenigen hervorgehen, die später einmal in der Lage sein werden, an der Bereitstellung von Gütern und Diensten mitzuwirken. Dazu leistet der Arbeitsmarkt selbst nämlich gar keinen Beitrag.
Sascha Liebermann