…so könnte man nennen, was der Bürgemeister von Raunheim laut der Regionalzeitung Echo angesichts der „Sportler- und Meisterehrung“ zum Ausdruck brachte:
„Das Wichtigste, was wir mit dieser Veranstaltung erreichen wollen, ist, dass die Menschen, die Leistungen erbracht haben, von uns gesehen werden“.
Wer ist „uns“ in diesem Zusammenhang? Meint er hier Amtsträger, meint er die Bürger der Gemeinde oder Kommune? Woher weiß er, dass die Geehrten nicht gesehen wurden und auf diese Weise erst von anderen gesehen werden können? Dann geht es um Leistung, ihre Bedeutung für unsere „Gesellschaft“ und wie „wir“ dazu stehen. Etwas überraschend kommt er auf die Diskussion um ein Grundeinkommen zu sprechen:
„Wenn es so ist, dass jeder Mensch ein Grundeinkommen erhalten soll, ohne dass damit eine eigene Leistung verbunden ist, glaube ich, würden wir unsere Leistungsgesellschaft ganz stark beschädigen“, zeigte sich der Bürgermeister besorgt. Die andere Seite der Medaille sei, dass es gesellschaftliche Gruppen gebe, die nur noch danach schauten, was ihnen guttue und die keinerlei Verpflichtung empfänden, dieser Gesellschaft noch irgendwas geben zu müssen. Doch wenn sich die Leistungsträger nur noch auf ihre individuellen Bedürfnisse zurückziehen, dann gehe unserer Gesellschaft etwas verloren.“
Von welcher Leistung spricht er hier? Offenbar von derjenigen, von der er meint, dass sie nur erbracht werde, wenn Belohnung in Gestalt von Einkommen ihr auf den Fuß folge. Er übersieht schlicht all die unbezahlte Arbeit. Er beklagt offenbar eine Entsolidarisierung, allerdings auch von den „Leistungsträgern“, wer immer das sein mag. „Gesellschaftliche Gruppen“ die sich zurückzögen – wen meint er? So zeichnet er ein ziemliches vages Bild, aus dem eine Sorge spricht, aber ist sie begründet? Immerhin projiziert er sie auf ein Grundeinkommen.
Sascha Liebermann