Wohlfeil, zu beklagen, dass wir Arme wie Aussätzige behandeln, ohne die systemische Ursache dafür zu benennen. Die ist die Erwerbszentrierung des Sozialstaats. Sie macht Staatsgeld-Bezieher zu Aussätzigen, Bürgern zweiter Klasse. Nur ein #BGE hebt sie auf. #IchBinArmutbetroffen
— BGE Eisenach (@bge_esa) June 4, 2022
Kategorie: Erwerbszentrierung
„Für Ungeimpfte könnte das Arbeitslosengeld wegfallen“…
…berichtet Spiegel Online und lässt dadurch erkennen, welche Folgen ein erwerbszentrierter Sozialstaat hat, der Einkommenssicherung an Erwerbsteilnahme bzw. -bereitschaft knüpft. Betroffen wären hier Bezieher von Arbeitslosengeld I und II. Was hier im Zusammenhang mit einer Impfpflicht betrachtet wird, gilt aber auch ganz unabhängig von ihr – insofern zwar nichts Neues, aber ein weiteres Mal wird deutlich, vor welcher Frage die Diskussion um ein „Bürgergeld“ à la Ampel auch steht.
Sascha Liebermann
Aber welche Hilfe hilft, die Erwerbsarbeitszentrierung aufzuheben?
Können Lieferdienste auch besser einkaufen? ;) Ich finde, wir sollten kritischer dabei sein, die Erwerbsarbeitszentrierung unserer Gesellschaft schön zu reden. Manche Familien brauchen unbedingt Hilfe, für andere wäre es durchaus machbar.
— teresa bücker (@teresabuecker) November 29, 2021
Dann scheint es mir, bei aller Diskussion über alternative Arbeitszeitmodelle usw., nur eine Antwort zu geben: Bedingungsloses Grundeinkommen. Erst dann ist der Vorrang des einen, der Erwerbstätigkeit, über das andere aufgehoben.
Sascha Liebermann
„Warum stoßen denn die BGE-Idee[n] auf Interesse?“ – eine berechtigte Frage…
Kleine Ergänzung dazu. Was in der ZEIT-Polemik gg die BGE-Ideen zu kurz kommt: Warum stoßen
denn die BGE-Idee überhaupt auf Interesse? Mag das ggf an Sozialsystemen liegen, die auf negativen Menschenbildern basieren & ihre ‚Kund:innen‘ durch Existenzbedrohung ‚aktivieren‘? 2/3— SeTh (@EconomicEthics) August 11, 2021
…und es ist zu kurz gegriffen, sie mit der schlechten Arbeitsmarktpolitik der letzten zwanzig Jahre zu erklären. Es geht in der BGE-Diskussion entscheidend darum, sich von der Erwerbsfixierung abzuwenden und all die Folgen, die die Fixierung mit sich bringt, nicht mehr haben zu wollen: die Degradierung und Entwertung „unbezahlter Arbeit“, die Vorherrschaft von „employability“, die Verhöhnung von Arbeitslosengeldbeziehern zu Kunden (als hätten sie eine Wahl) usw. Der erwerbszentrierte Sozialstaat unterläuft Autonomie und Vielfalt der Lebensentwürfe – so erklärt sich das Interesse am BGE, das diesbezüglich Freiräume eröffnet und Umwertungen vollzieht.
Sascha Liebermann