Frithjof Bergmann ist gestorben – Vordenker der „New Work“…

…der zum einen wollte, dass Menschen tun, „was sie wirklich, wirklich wollen“, was wenig mit dem heute verbreiteten Verständnis von Neuer Arbeit zu tun hat. Siehe den Nachruf von Detlef Borchers auf heise.de und Philipp Krohn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Dem Bedingungslosen Grundeinkommen begegnete er mit äußerster Ablehnung (siehe meinen Kommentar hier), hielt es für eine „dumme Idee“, weil es vorsehe, den Menschen einfach Geld zu geben. Liest man die Interviews, in denen er sich dazu äußerte, gewinnt man den Eindruck, dass er die vorbehaltlose Anerkennung, um die es beim BGE geht, mit Lebenslagen verwechselte oder in einen Topf warf, in denen jemand ganz andere Hilfen benötigt – was gar kein Einwand gegen ein BGE ist. Letztlich lassen seine Überlegungen, bei allem freilassenden Geist, den sie versprühen, zugleich einen Vorbehalt gegenüber Selbstbestimmung erkennen. Für Bergmann war es wichtig, jemanden zu etwas zu bringen, ein BGE will ermöglichen, dass jemand ergreifen kann, was er ergreifen will – oder es auch lassen.

Sascha Liebermann

„Die Menschen das tun lassen, was sie wirklich, wirklich wollen“ – „Neue Arbeit“ verlangt die Möglichkeit, scheitern zu können…

…ein Interview mit Frithjof Bergmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den Begriff „Neue Arbeit“, den er einst geprägt hat und was in der gegenwärtigen Verwendung davon übrig ist.

Bergmann plädierte – und tut es immer noch – dafür, Freiräume der Selbstbestimmung bezüglich der Frage zu schaffen, was will jemand wirklich tun. Das erinnert an Marx‘ „Reich der Freiheit“, das „Reich der Notwendigkeit“ besteht ebenso fort, auch für Bergmann. Wie es um Selbstbestimmung dabei steht, zeigt folgende Passage, in der er sich zum Grundeinkommen äußert:

FAZ: „Warum sind Sie so kritisch dem Grundeinkommen gegenüber?“
Bergmann: „Die Grundidee dieses Grundeinkommens ist ja, dass man mehr oder weniger automatisch ein gewisses Einkommen bekommt. Dass einem das zusteht. Die „Neue Arbeit“ ist ein Versuch, die Menschen dazu zu bringen, ihre Arbeit ganz anders zu erleben als bisher. Und das ist von meiner Erfahrung her absolut nicht der Fall beim sogenannten Grundeinkommen. Ich halte vom Grundeinkommen sehr wenig, weil es vorgeschrieben wird. Und nicht das ist, was ich vorhin innovativ genannt habe und erfinderisch. Das Grundeinkommen kommt mir vor wie etwas sehr Geschustertes, Fabriziertes. Es ist nicht innovationsfördernd.“

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