„Die Aldisierung unserer Gesellschaft“ – etwas zu einfach gedacht…

…das gilt für einen Beitrag von Roberto De Lapuente zur Frage, wer sich Bio-Lebensmittel leisten kann und inwiefern die Diskussion über Nachhaltigkeit, bei aller Expertise, doch eine entscheidende Dimension auslässt: Löhne bzw. Einkommen. Bio muss man sich leisten können. Der Beitrag stellt einen wichtigen Zusammenhang her, der grundsätzlich richtig ist. Für Haushalte, die darum kämpfen, über die Runden zu kommen, ist die Frage, wofür gebe ich das vorhandene Geld aus, eminent wichtig. De Lapuente unterschätzt dabei jedoch, dass das Phänomen „Aldi“ sowie überhaupt die Wertschätzung bzw. Nicht-Wertschätzung von Lebensmittelqualität nicht mit Einkommensmangel alleine oder gar vor allem erklärt werden kann. Es hat viel mit der Esskultur in Deutschland zu tun, in der vielerorts gute Lebensmittel wenig kosten müssen. Die Bereitschaft, für Autos, Elektronik und technische Geräte Geld auszugeben ist ungleich größer.

Wenigstens am Einkommensmangel könnte das BGE etwas grundsätzlich ändern, auch an der Wertschätzung von Selbstbestimmung, die Frage der Esskultur jedoch und der Lebensmittelqualität steht auf einem anderen Blatt.

Vom Bedingungslosen Grundeinkommen hält De Lapuente bislang nichts, siehe auch hier.

Sascha Liebermann