„Anreize“ differenziert betrachtet samt eines Blickes auf die Haltung von Lehrern und Studenten…

…darum geht es in einem Beitrag von Walter Edelmann, der schon vor etlichen Jahren erschienen ist, und auf prägnante Weise eine differenzierte Darstellung zu intrinsischer und extrinsischer Motivation gibt sowie darin Anreize einordnet. Das ist deswegen hilfreich, weil an Edelmanns Ausführungen deutlich wird, wie oberflächlich, ja, geradezu krude von Anreizen gesprochen wird, ganz gleich, ob man sich Reden von Politikern, sozialwissenschaftliche Studien oder von der Bundesregierung beauftragte Expertenberichte wie den Achten Familienbericht ansieht.

Quelle siehe Edelmann

Bis in die Alltagssprache hinein ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, Anreize für das beinahe alles bewegende Instrument zu halten, wobei der Begriff in den verschiedensten Zusammenhängen und Bedeutungen Verwendung findet. In der Regel geht es darum, dass einer Person eine Karotte vor die Nase gehalten wird, um sie zu etwas zu bewegen. So drückt das kaum jemand aus, genau diese Argumentation ist allerdings in der Verwendung zu erkennen. Die Wirkung wird gemeinhin als mehr oder weniger sicher verbucht.

Exemplarisch für die oberflächliche und zugleich widersprüchliche Verwendung siehe den Beitrag von Horst Siebert, der auf eine Rede zurückgeht und eine scharfe Stellungnahme gegen ein Bedingungsloses Grundeinkommen darstellt. Edelmanns Ausführungen weisen gerade in die entgegengesetzte Richtung. Seine Erfahrungen mit dieser Thematik in der Universität fasst er so zusammen:

„Nicht wenige Lehrer und Studierende im Bereich der Erziehungswissenschaft glauben nicht an die Bedeutung und Wirk­samkeit der intrinsischen Lernmotivation. Bei Diskussionen in meinen Seminaren über Motivationspsychologie wird die in­trinsische Motivation manchmal als „eher relevant in Freizeit und Hobby“ und „weni­ger relevant in Schule und Universität“ an­gesehen.
[…]
Intrinsische Motivation, d. h. an Sachen interessiert sein, dabei Spaß haben, sich in Leistungssituationen anstrengen und über eine optimistische Erwartung verfügen, ist eine ebenso kostbare Gabe wie eine gute Intelligenz. Das Gegen-modell ist die Außensteuerung des Lerners durch Beloh­nung oder Zwang.“ (Edelmann, Walter (2003): „Intrinsische und extrinsische Motivation“, in: Grundschule 35 (4), S. 32)

Siehe frühere Beiträge zur Thematik hier.

Sascha Liebermann