Mit den Sorgen befasst sich Stefan Sell in seinem Beitrag ausführlich, um auf verschiedene Aspekte hinzuweisen, so z. B. verdeckte Armut (Nicht-Inanspruchnahme von Rechtsansprüchen) oder den Unterschied zwischen Beziehern von Grundsicherung im Alter und der Zahl der Personen, die gerade keinen Anspruch mehr haben und deswegen in dieser Statistik nicht auftauchen.
Der Staat spart dadurch eine „Menge Geld“, wie Sell gegen Ende schreibt, man könnte dies auch umgekehrten Leistungsmissbrauch nennen, weil die Hürden für die Inanspruchnahme bzw. die Stigmatisierung, die damit einhergeht, dazu beitragen, dass Anspruchsberechtigte ihre Ansprüche nicht wahrnehmen. Welche Lösungen könnte man ins Auge fassen? Derer gibt es verschiedene, solche, die im bestehenden Sozialstaatsgefüge sich bewegen, also z. B. Erhöhung der Grundsicherung und entsprechender Leistungen, stärkerer Anstieg der Renten. Damit würden aber die Gründe für den Nicht-Bezug nicht beseitigt. Also müssten die Hürden für die Inanspruchnahme gesenkt oder ganz aus dem Weg geräumt werden. Das ist durchaus vorstellbar, weist dann aber schnell in Richtung eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Dann könnte man Zwischenschritte gleich überspringen und den großen Schritt wagen, um langfristig eine tragfähige Antwort zu haben. Da ist Sell aber selbst skeptisch, teils aus politisch-praktischen Gründen, teils aus Vorbehalten.
Sascha Liebermann