…auch wenn es anders erscheint, so ist dieser Beitrag von Nicole Rütti in der Neuen Zürcher Zeitung etwas differenzierter, als der Titel erahnen lässt:
„Es gibt aber einige Faktoren, welche die Klagen über den ausgeprägten Fachkräftemangel relativieren. Zum einen haben die (realen) Löhne – ökonomisch ein guter Knappheitsindikator – in der Schweiz in den zurückliegenden Jahren stagniert. Selbst in besonders betroffenen Branchen wie dem Ingenieurwesen oder den Pflegeberufen lassen sich keine ausgeprägten Lohnsteigerungen feststellen. Zum anderen besteht in der Schweiz nach wie vor ein relativ grosses Reservoir an nicht ausgeschöpften Arbeitskräften. 2018 belief es sich auf 830 000 Personen.
Das Hauptproblem ist aber, dass sich das Angebot an Arbeitskräften oftmals nicht mit der Nachfrage der Unternehmen deckt. So lässt sich beispielsweise nicht jeder arbeitslose Landwirt oder Bäcker zum eidgenössisch diplomierten Automatiker ausbilden. Gleichzeitig gibt es beispielsweise bei den Informatikern trotz erheblichem Mangel an Softwareentwicklern, System-Engineers oder Projektmanagern eine relativ grosse Anzahl an Stellensuchenden. Denn viele von ihnen bringen nicht die geforderte Spezialisierung mit, beherrschen nicht die neusten Technologien und bekunden auf dem Arbeitsmarkt Mühe.“
Es ist also nicht sonderlich erkenntnisträchtig, einfach Stellenangebote zu Stellensuchenden ins Verhältnis zu setzen und zu behaupten, es gäbe doch genügend Stellen. Eigentlich ist das trivial, aber nicht in der oft beschränkt geführten Diskussion.
Zur Diskussion über Fachkräftemangel siehe unsere Beiträge hier.
Sascha Liebermann