Die Zeitschrift Merkur hat einen Beitrag Axel Honneths mit diesem Titel veröffentlicht, dabei handelt es sich um einen Auszug aus seinem neuen Buch „Der arbeitende Souverän“. Da der Beitrag sich hinter einer Bezahlschranke befindet, kann hier nur soviel dazu gesagt werden, dass Honneth – wie schon in anderen Ausführungen – die entscheidende und für alles bestimmende Form sozialer Kooperation in der Erwerbsteilnahme (Arbeitsteilung) erblickt. Ein BGE führe folglich dazu, diese Kooperationserfahrung nicht zu machen bzw. gar den Zusammenhalt im Gemeinwesen zu gefährden, weil ja niemand mehr am Erwerbsleben teilnehmen müsse (eine Pflicht sieht er nicht vor). Welche Solidarerfahrungen in familialen Beziehungen, im bürgerschaftlichen Engagement und als Bürger eines Gemeinwesens gemacht werden, entgeht Honneth vollkommen, ohne zu erklären, weshalb er sie nicht einbezieht. Die sogenannte unbezahlte Arbeit fehlt völlig in dem Beitrag. An etlichen Stellen hat man den Eindruck, dass der Bürger als vereinzeltes, geradezu atomisiertes Wesen verstanden wird, das jeweils erst eine Kooperationserfahrung machen müsse und es dazu der Erwerbstätigkeit bedürfe, obwohl die entscheidenden Erfahrungen, die überhaupt jemanden erst befähigen, später an erwerbsbezogenen Kooperationen teilzunehmen, gerade nicht in Erwerbsverhältnissen gemacht werden. Die Bedeutung der Sozialisation hierfür taucht in dem Beitrag überhaupt nicht auf, vielleicht ist das im Buch an anderer Stell der Fall. Ingesamt überrascht doch die Einseitigkeit und reduktionistische Betrachtung politischer Vergemeinschaftung, in der es ja nicht bloß um einen Rechtsstatus geht, sondern um ein Lebensgefüge sozialer Praxis, eine Gemeinschaftsbildung eben.
Kategorie: Ute Fischer
„Solidarität statt Wettbewerb…“
…wie kürzlich angekündigt, wird dieser Workshop an der Universität Münster im März stattfinden. Auch wenn das Programm noch nicht online verfügbar ist, ist schon bekannt, dass neben Sascha Liebermann auch Ute Fischer einen Vortrag halten wird. Weitere Informationen finden Sie hier.
„Brennglas Corona – Maßnahmen und der Zustand von Demokratie und Gesellschaft“…
…Vortrag von Ute Fischer am Freiburg Institute for Basic Income Studies der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
„Die Grundeinkommensgesellschaft als Caring Society“ – Vortrag von Ute Fischer
Für und Wider Bedingungsloses Grundeinkommen – Chat mit Ute Fischer und Dorothee Spannagel…
…auf dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung. Das Chat-Gespräch fand am 5. Mai 2020 statt.
Weitere Beiträge auf dem Wissenschaftsportal, in denen das Grundeinkommen vorkommt, finden Sie hier.
„UBI is something more than money: it is a foundation for self-determined life paths“
Prof. Ute Fischer (p. 27):
„#UBI is something more than money: it is a foundation for self-determined life paths. It creates scope for decision-making and places trust in the individual.“#BasicIncome #BGE #Grundeinkommen
— BGE Eisenach (@bge_esa) September 8, 2021
„Bedingungsloses Grundeinkommen: Eine Alternative zu Corona-Soforthilfen?“…
…ein Beitrag von Lena Reiner und Niklas Golitschek auf witness europe, für den auch Ute Fischer befragt wurde.
So ist es, Ute Fischer treffend dazu, was ein BGE zu leisten im Stande ist
„Wenn der Staat bereits ein #Grundeinkommen hat & dann kommt eine Krise, dann ist er gut gewappnet. Es ist wie ein #Immunsystem bei Krisen. Es stabilisiert die Bevölkerung.“ – Prof. Ute Fischer. https://t.co/S0BD3WhO7Y
— Mensch in Germany (@InMensch) February 16, 2021
„Das Bedingungslose Grundeinkommen – eine Chance für die Soziale Arbeit?“ – über die dann nicht viel geschrieben wird…
…in einem Beitrag von Markus Deutsch in soziales_kapital.
Die Fragestellung als solche ist wichtig, verweist auf ein für den bestehenden Sozialstaat wichtiges Aufgabenfeld und seine Eigenheiten hier vor dem Hintergrund der Lage in Österreich. Leider ist die Auseinandersetzung dann doch nicht sehr tiefgreifend. Im Einführungsteil wird z. B. „Armut“ thematisiert, allerdings wird hier vor allem auf das Phänomen des Einkommensmangels abgehoben. Diese Seite wäre mit einem BGE auf einfache Weise zu verbessern, das gilt aber dann nicht, wenn die betreffende Person in Armut lebt aufgrund einer von Traumatisierungen geprägten Lebensgeschichte, auch wenn ein BGE hier immerhin ein unverfügbares Einkommen schüfe. Insgesamt wird dem Stellenwert von Erwerbstätigkeit große Aufmerksamkeit gewidmet und von daher auch die „Ökonomisierung“ der Sozialen Arbeit erklärt, dem würde ein BGE entgegenwirken, das würde ich genauso sehen. Allerdings fällt ein zwar eingangs erwähnter Aspekt dann letztlich unter den Tisch. Es gibt schon lange eine Diskussion über die Professionalisierung bzw. Professionalisierungsdefizite bzw. -dilemmata der Sozialen Arbeit aufgrund der Verbindung von Klientenorientierung und Rechtsdurchsetzung in diesem Berufsfeld. Dazu schreibt der Autor leider nicht viel, so dass die Möglichkeiten eines BGEs diesbezüglich nicht sichtbar werden. Gewisse Nachlässigkeiten in der Darstellung der BGE-Diskussion sind auch zu monieren, wenn die Rede davon ist, die FDP plädiere für ein BGE, was nicht richtig ist. Der Vorschlag eines liberalen Bürgergeldes ist eher „Hartz light“.
Beiträge dazu von unserer Seite:
Sascha Liebermann: „Souveränität gewinnen“, „Bittsteller oder Bürger“, „Bedingungsloses Grundeinkommen: Entlastung, Herausforderung, Zumutung“, „Kinder- und Jugendhilfe – und das BGE“
Ute Fischer: „Eingliederung in was?“
Sascha Liebermann
Ein Unterschied ums Ganze – grundsätzlicher Anspruch oder Hilfe in Notlagen? Ute Fischer stellt es klar
Prof. Ute Fischer zu #BGE, weil #Corona:
„Was Corona angeht, bin ich da sehr skeptisch…Ich höre da nämlich das Narrativ des unverschuldet in Not Geratenen, was eine andere Gerechtigkeitskonzeption ist als das, was das #Grundeinkommen in sich birgt.“
— BGE Eisenach (@bge_esa) October 20, 2020