In einem Interview mit watson.ch äußerte sich Frank Thelen zum Grundeinkommen. Im Zusammenhang geht es um die Frage, welche Auswirkungen der technologische Wandel auf Arbeitsplätze haben wird:
[watson] „Es werden also Jobs verloren gehen, glauben Sie?“
[Thelen] „Ja, es werden Jobs verloren gehen und viele Tätigkeiten werden Software und Roboter x-mal so gut machen wie wir. Auch wenn das heute noch nicht so viele Leute sehen.
Und wie lautet Ihre Antwort darauf?
Das solidarische Grundeinkommen.
Sie sind fürs Grundeinkommen?
Wir brauchen es nicht heute, aber wir brauchen es perspektivisch. Wir brauchen Antworten auf den Wegfall von Jobs, damit wir keine brasilianischen Verhältnisse und keinen Donald Trump in Deutschland bekommen.“
Thelen wiederholt, was er an anderer Stelle schon gesagt hat (siehe hier), wenn auch ungewiss ist, was die Digitalisierung genau für Folgen mit sich bringt bezüglich dieser Frage. Dann will der Interviewer wissen, wie die Folgen aufgefangen werden können, woraufhin Thelen auf ein „solidarisches Grundeinkommen“ verweist. Wörtlich würde er sich auf das Berliner Projekt beziehen, das der Regierende Oberbürgermeister Michael Müller in die Welt gesetzt hat. Aber ist es auch das, was Thelen meint? In der darauffolgenden Antwort wird deutlich, dass er etwas anderes vor Augen haben muss, da er das Grundeinkommen nicht als Beschäftigungsmaßnahme versteht, sondern als Antwort auf die Substitution von Arbeitsplätzen durch Roboter. Hier muss es also um eine weitreichende Form eines Grundeinkommens gehen. Gleichwohl bindet Thelen das Grundeinkommen an die Folgen der Digitalisierung und betrachtet es nicht unabhängig davon. Dann würde dies dazu führen, kein Grundeinkommen einzuführen, wenn diese Folgen nicht einträten. Dass er nicht sieht, welche Folgen die Sicherungssysteme heute haben, ist angesichts sogar der Kritik in der SPD an Hartz IV doch überraschend. Es bleibt, wie bei Richard David Precht, ein Reparaturwerkzeug.
Sascha Liebermann