„Lohnt sich die Arbeitsaufnahme“…

…Mark Schieritz kommentiert eine jüngst erschienene Studie des ifo-Instituts. Einer der Verfasser kommentiert den Kommentar wiederum, um Missverständnisse auszuräumen:

Hier die Antwort zu Schieritz‘ Kommentar von Andreas Peichl:

Welche Annahmen liegen den Modellierungen zugrunde – das ist die entscheidende Frage? Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, wie aussagekräftig die Daten sind, wie nah sie also an die handlungsleitenden Überzeugungen von Personen herankommen, denn diese Überzeugungen tragen die Entscheidungen. Da in den Modellierungen in der Regel mit standardisierten Befragungsdaten (zu Präferenzen, siehe Meinungsumfragen) gearbeitet wird, verlässt man sich auf die Auskunft, die jemand auf eine Frage hin geben kann. Befragte müssen ihre Antwort innerhalb einer vorgegebenen Skala oder im Rahmen definierter Antwortmöglichkeiten verorten. Sie können nicht frei antworten, es sind keine Rückfragen bzw. Nachfragen möglich, wie sie für die Datenerhebung in nicht-standardisierten Forschungsgesprächen hilfreich sind. Dieser Mangel an konkreten Antworten beschneidet die Qualität der Daten erheblich, denn nicht-standardisierte Forschungsgespräche fördern zu tage, wie wenig transparent Befragten selbst ihre Beweggründe, wie widersprüchlich ihre Äußerungen sind. Diese Widersprüche lassen sich in ihrer konkreten Gestalt und damit in ihrem aussagekräftigem Gehalt gerade auf der Basis nicht-standardisierter Daten besonders gut bestimmen. Auf diese Weise erlauben sie gehaltvolle Schlussfolgerungen. Bedauerlicherweise wird in Studien zum „Lohnabstand“ und der Erwerbsbereitschaft mit solchen Datentypen wenig gearbeitet, entsprechend wird der Stellenwert von Erwerbstätigkeit jenseits von Einkommen und Ausgaben dafür unterschätzt.

Schon vor mehr als zwanzig Jahren haben sich damit Georg Vobruba und Kollegen mit solchen Fragen befasst und gerade die damals geführten Interviews zur „Armutsfalle“ sind noch heute aufschlussreich:

Zur Kritik des Armutsfallentheorems“ (Ronald Gebauer und Hanna Petschauer)
Die Arbeitslosigkeitsfalle vor und nach der Hartz-Reform“ (Georg Vobruba und Sonja Fehr)

Fordern statt Fördern? – Nein! Wege aus Arbeitslosigkeit und Armut erleichtern“ (Ronald Gebauer)

Arbeit gegen Armut. Grundlagen, historische Genese und empirische Überprüfung des Armutsfallentheorems“ (Ronald Gebauer)

Wie vereinfachend mit dem Lohnabstandsgebot in vielen Studien hantiert wird, dazu siehe:

„…da geht das Arbeitsangebot zurück…“

Sascha Liebermann