Milliardäre, Gießkannenprinzip, Subsidiarität und die egoistische Seite des Menschen…

…darum geht es in einem Beitrag von Domradio.de, der sich mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen befasst und es ist nicht der erste zu dieser Thematik (siehe unsere früheren Kommentare hier). Dort heißt es an einer Stelle:

„Auch Elmar Nass, Sozialethiker und Professor an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) verfolgt die Studie [das Pilotprojekt Grundeinkommen, SL] mit großem Interesse – und einiger Skepsis: ‚Wir haben auch jetzt schon ein System der Sozialtransfers, das die Ärmsten in unserer Gesellschaft schützt‘, sagt er und verweist auf die Grundsicherung. Vor allem das Gießkannenprinzip sieht er kritisch. Im Interview mit DOMRADIO.DE sagte er: ‚Auch der Milliardär bekommt dann ein Grundeinkommen. Ich halte es für besser, dass im Sinne der Subsidiarität nur diejenigen Sozialtransfers bekommen, die sie wirklich brauchen.'“

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„Menschen wollten gebraucht werden, wollten umsetzen, was sie gelernt haben, und etwas zum Wohl der Gemeinschaft und ihrer Familien beitragen“…

…und weshalb ist dann ein Bedingungsloses Grundeinkommen ein Problem oder gar abzulehnen, Frau Nothelle-Wildfeuer? Was schlägt sie laut domradio vor?

„Es werde die Gesellschaft nicht befrieden, weil es nicht für Sinn und Selbstverwirklichung stehe. Nothelle-Wildfeuer plädierte stattdessen für viele kleine Lösungen. Menschen sollten künftig unkomplizierter wechseln können zwischen Selbstständigkeit, befristeten Projektstellen und unbefristeten Jobs. Zudem müsse jeder sich ein Leben lang weiterbilden, insbesondere in Bezug auf neue Techniken.“

Weshalb sollte ein BGE dem entgegenstehen? Wer definiert, wo Sinn und Selbstverwirklichung zu finden sein sollen? Ein BGE ließe genau das offen. Alles, was sonst in der Passage erwähnt wird, kann mit einem BGE eben erreicht werden. Verdächtig wird es dann schon, wenn es heißt, „jeder müsse sich ein Leben lang weiterbilden“ – weshalb, wozu? Was heißt „weiterbilden“ klingt nach „lebenslangem Lernen“?

Siehe auch diesen Bericht von Andreas Lesch in KirchenZeitung, der sich auf dieselbe Autorin bezieht. Zu einem früheren Beitrag von ihr, siehe hier.

Sascha Liebermann

„Wir brauchen eine Haltungsänderung“…

…allerdings nur für Kinder- und Jugendliche in Gestalt eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Darüber berichtet domradio.de in einem Gespräch mit Pfarrer Bernd Wildermuth. An einer Stelle des Gesprächs wird deutlich, dass es Wildermuth aber um mehr geht:

„domradio.de: Das Gegenargument ist ja: Eine starke Wirtschaft stärkt auch die Gesellschaft…

Wildermuth: Mir geht es darum: Wir brauchen eine grundlegende Haltungsänderung, die dahin geht: Der Mensch ist nicht für die Wirtschaft da, sondern die Wirtschaft für den Menschen. Es geht darum, dass das Prinzip der Solidarität, das auch im christlichen Glauben tief verwurzelt ist, dass das wieder Geltung erlangt.“

Warum er dann nicht für ein allgemeines BGE plädiert, ist nicht nachvollziehbar. Zu den Eigenheiten und Schwierigkeiten eines Kindergrundeinkommens siehe hier und hier.

Sascha Liebermann

„…grundsätzlich für…“ und doch dagegen: Pfarrer Franz Meurer für ein bedingtes bedingungsloses Grundeinkommen

Dieses Ergebnis bleibt nach der Lektüre eines Interviews mit Pfarrer Meurer zurück, das domradio.de mit ihm geführt hat. Also, im Grunde ist Franz Meurer für ein BGE, aber nicht so ganz. Sehen Sie selbst.

domradio.de: Aus christlicher Sicht gefragt: Wäre dieses bedingungslose Grundeinkommen, das jeder Bürger einfach so bekäme, gerecht?
Franz Meurer (Katholischer Priester im Kölner Stadtteil Vingst): Ja und Nein; wie immer bei der Frage der Gerechtigkeit. Denn was Gerechtigkeit ist, kriegt man kaum raus. Natürlich bin ich – wie die KAB, die Katholische Arbeiterbewegung – grundsätzlich für das Grundeinkommen. Aber: Ich sage, die Menschen müssen auch eine soziale Gegenleistung erbringen. Sie müssen sich beteiligen, zum Beispiel im Bereich der sozialen Arbeit, sei das mit 50 Stunden oder 18 Stunden.
Warum bin ich der Meinung? Wir haben hier bei uns in der Gemeinde jeden Tag Ein-Euro-Jobber oder Menschen, die Sozialstunden ableisten. Das sind sieben, acht Menschen pro Tag, manchmal mehr. Die pflanzen Blümchen, die machen die Hundetütenbehälter wieder fit und so weiter. Die wollen alle arbeiten! Das heißt, die wollen nicht einfach alimentiert werden, sondern jeder Mensch will für das Gemeinwohl etwas tun.“

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