Warum Bedingungsloses Grundeinkommen und Automatisierung nur bedingt miteinander zu tun haben

Darauf sei hier zumindest aufmerksam gemacht, nachdem Jens Berger (Nachdenkseiten, Hinweise des Tages, Nr. 3 vom 10. Oktober) auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung hinweist („Roboter sind bislang keine Job-Killer“, die ganze Studie von Wolfgang Dauth und Kollegen finden Sie hier, siehe auch hier), derzufolge bislang kaum Arbeitsplätze durch Roboter verloren gegangen seien. Diese Nachricht wertet Berger als wichtigen Hinweis für Debatten um das „Grundeinkommen“ und eine „Digitalisierungsdividende“.

Im Hinweis auf die Studie heißt es dann:

„Die Wissenschaftler haben Daten der International Federation of Robotics ausgewertet, dem internationalen Verband der Robotik-Industrie. Der Verband befragt Mitglieder in 50 Ländern regelmäßig dazu, wie viele Roboter sie installiert haben. Diese Zahlen verknüpften die Forscher mit den Erwerbsbiographien von rund einer Million Beschäftigten aus einer Datenbank der Bundesagentur für Arbeit.

Roboter seien in Deutschland „keine Job-Killer“, schreiben die Wissenschaftler. Nichtsdestotrotz brächten sie einschneidende Veränderungen. Die Automatisierung sei ein wichtiger Grund dafür, dass die Lohnquote – der Anteil der Arbeitseinkommen am gesamten Volkseinkommen – in den vergangenen 20 Jahren gesunken ist. Einen Ausgleich dafür zu finden, sei eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.“

Hieraus geht allerdings nicht hervor, weshalb bislang Roboter diese Bedeutung nicht haben. Das zu wissen wäre aber wichtig, um einzuschätzen, ob es sich denn nicht auch anders hätte entwickeln können (siehe dazu meinen Kommentar hier und weitere Hinweise hier). Bei der Frage, ob und in welchem Umfang automatisiert wird, muss in die Analyse der jeweilige Gerechtigkeitsentwurf in einem Gemeinwesen einbezogen werden, denn Automatisierung ist nicht gleich Automatisierung, die Nutzung von Technologie ist kein Selbstläufer, wie in der Debatte oft behauptet wird. Man kann sie auch mit angezogener Handbremse betreiben.

Berger macht mit seinem Hinweis auf eine Schwachstelle der Grundeinkommensdiskussion, insbesondere der jüngeren um Digitalisierung, aber auch der älteren um „das Ende der Arbeit“ aufmerksam. Denn das BGE direkt mit Auswirkungen auf die Automatisierung von Arbeitsplätzen zu verknüpfen und von dort aus zu begründen kommt einer Reduktion des BGE auf ein Reparaturinstrument gleich. Wenn, das wäre die Konsequenz, die Diagnose jedoch sich als falsch erweist, dann wäre auch die Kur falsch. Ein BGE wäre eben nicht notwendig. Siehe dazu auch meinen Kommentar hier.

Das BGE hat hingegen sein davon vollständig eigenes Recht, wenn es aus den Grundfesten der Demokratie (siehe auch hier) begründet wird, eine Begründung, die unabhängig davon ist, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt.

Sascha Liebermann