…das haben, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung, „Ökonomen […] ausgerechnet“. Rechnen kann man viel, das sind immer nur Simulationen auf der Basis von Annahmen. Die Frage ist, was denn tatsächlich der Fall sein wird? Dass dies überhaupt eine Meldung wert ist, kann wohl nur als Signal gegen die Sorge verstanden werden, die Digitalisierung könnte umwälzende Folgen haben. Sekundiert wird diese Meldung sogleich mit einem Beitrag von Alexander Armbruster „Wie uns die Arbeit nicht ausgeht“. Darin feiert er den hohen Beschäftigungsstand, ohne ihn ins Verhältnis zum Arbeitsvolumen zu setzen, der vermeintliche Erfolg sähe dann nämlich gleich ganz anders aus. Das Arbeitsvolumen pro Kopf ist in derselben Zeit gesunken.
Dann gibt Armbruster noch folgenden Einschätzung wieder:
„Wie Daugherty betonte übrigens auch Walsh unlängst gegenüber FAZ.NET, dass nicht der Staat alleine dafür zuständig ist, dass niemand zurückbleibt infolge der technischen Transformation, im Gegenteil: Jeder müsse seinen Beitrag leisten, jedes Unternehmen und jeder einzelne. „Es geht mir wirklich darum, dass wir jetzt so wenig wie möglich vermasseln“, sagte er. Und zog einen Vergleich zur Industriellen Revolution, die viele Generationen wohlhabender gemacht hat. Aber mit Blick auf die breite Masse eben nicht sofort. So lange, wünschte er sich, soll es diesmal nicht dauern.“
Sicher, Bildung ist wichtig, aber welche, unter welchen Bedingungen? Und steht sie zuerst einmal für sich oder wie heute unter dem Zeichen von Employability? Wer der Auffassung ist, das in Zukunft die Fähigkeit, Problemlösungen zu entwickeln, noch wichtiger sein wird als heute schon, der muss sich fragen, wie ein Bildungswesen dazu beitragen kann.
Manche Debatte, wie sie heute geführt wird, könnten wir uns gleich ersparen, wenn wie auch in Armbrusters Beitrag, nicht die Sorge dominieren würde, wie Erwerbstätigkeit sichergestellt werden könnte. Für Wertschöpfung ist sie allerdings gar nicht entscheidend, gerade angesichts der Digitalisierung. Sie ist vor allem nicht alles, wie immer fällt unter den Tisch, wo Bildungsprozesse zuallererst ermöglicht werden: in der Familie.
Für die Diskussion um ein Bedingungsloses Grundeinkommen braucht es die Digitalisierung ohnehin nicht, es bezieht seine Relevanz woanders her.
Sascha Liebermann