„Wie die Corona-Krise Lebensglück zerstört“ – reißerischer Titel und bescheidene Befunde…

Was die Frankfurter Allgemeine Zeitung geritten hat, unter diesem Titel einen Beitrag von Johannes Pennekamp (Bezahlschranke) zu veröffentlichen, bleibt deren Geheimnis. Im Beitrag geht es darum, wie die Corona-Krise die Lebenszufriedenheit verändert hat, wie nicht anders zu erwarten, wird wieder nur aus standardisierten Befragungen berichtet, die wenig darüber preisgeben, was die Befragten in ihren eigenen Worten bewegt. Denn solche Befragungen lassen die Befragten gar nicht – im wörtlichen Sinne – zu Wort kommen, sie können nur einen Wert auf einer Skala ankreuzen.

Wer fallrekonstruktiv (siehe auch hier und hier) forscht, also auf der Basis nicht-standardisierter Datenerhebungen und -auswertungen, weiß genau, dass Einschätzungen von Lebenssituationen oder auch -erfahrungen viel weniger eindeutig und glatt sind, als es solche Befragungen erscheinen lassen, auch Widersprüche werden deutlich sichtbar. Es hat mit der Methodik der Befragungen zu tun, dass sie nicht näher an das konkrete Leben herankommen. Deswegen ist es ratsam, für solche Fragen nicht auf solch begrenzt aufschlussreiche Methoden zu setzen.

Sascha Liebermann

Wieder einmal eine Befragung, die Zustimmung zum Grundeinkommen vermeldet…

…zur Pressemitteilung geht es hier, dort ist auch der Studienbericht online verfügbar. Siehe frühere Beiträge zu Meinungsumfragen von unserer Seite hier, den letzten:

Das Bekenntnis zu etwas ist nur dann bedeutend, wenn es Handlungsfolgen haben wird, sonst bleibt es bloße Gesinnungspflege. Wenn also in Befragungen Zustimmung zum Bedingungslosen Grundeinkommen geäußert wird, sich dies aber in keinerlei oder kaum merklichem Engagement dafür ausdrückt, ist die Frage, wie ernst es mit der Zustimmung ist. Dabei geht es um eine in der Sozialforschung bekannte Diskrepanz zwischen „Einstellung“ und „Verhalten“, wobei Einstellung im Falle der Befragung lediglich bedeutet, dazu eine Meinung zu haben. Meinungen sind aber wenig beständig und deswegen überhaupt nicht klärend hinsichtlich der Frage, ob denn derjenige tatsächlich ein BGE unterstützen würde, wenn es darauf ankäme. Deswegen sollte man ihnen auch nicht allzuviel Bedeutung beimessen, gerade werden wir ja wieder mit den verschiedensten Ergebnissen standardisierter Befragungen reichlich verorgt. Man könnte auch empfehlen „gar nicht erst ignorieren“.

Sascha Liebermann