„Flüchtlingskrise — welche Flüchtlingskrise?“ – Über den selektiven Umgang mit Paneldaten…

schreibt Gerald Wagner der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und macht damit deutlich, dass es gerade keine einfache Sache ist, aus vorliegenden Datensätzen auch haltbare Schlussfolgerungen zu ziehen.

Worüber er nicht weiter schreibt, es aber erwähnt, ist, dass es sich bei diesen Daten eben nur um standardisierte Befragungen handelt, die Selbsteinschätzungen der Befragten erheben. Zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlicher Lage kann allerdings eine erhebliche Kluft liegen. Abgesehen davon erfährt man auf diesem Wege über die konkreten handlungsleitenden Überzeugungen einer Person nichts, weil es sich dabei um tiefliegende Strukturen handelt, die Befragten nur selten überhaupt bewusst werden. Für die Erfassung dieser Strukturen bedarf es anderer methodischer Instrumente, wie sie die Tradition der fallrekonstruktiven hermeneutischen Sozialforschung über Jahrzehnte entwickelt hat (siehe z. B. hier).

Sascha Liebermann

„Bergab geht’s immer nur bei den anderen“ – Missgunst in Deutschland…

…darüber schrieb Gerald Wagner in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und bezieht sich die Befragung im Rahmen der zweiten Welle der „Vermächtnis“-Studie, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) durchgeführt hat. Wagner kritisiert die Deutungen der Befragungsergebnisse durch Jutta Allmendinger und meint, Klärung könnte hierzu nur die Sozialstatistik bieten. Sie kann aber allenfalls darüber aufklären, ob zutrifft, wie Befragte die gesellschaftliche Lage deuten (also Einkommensverhältnisse, prekäre Arbeitsverhältnisse usw.), nicht aber, weshalb Befragte diese Verhältnisse so deuten, wie sie es tun, und wie dann eine Diskrepanz zwischen realen Verhältnissen und Deutung zu erklären sei. Da hilft die Statistik nicht weiter, hierzu bedarf es „qualitativer“ Studien im Sinne z. B. der fallrekonstruktiven Forschung (siehe z. B. hier). Befragungsdaten sind ohnehin denkbar oberflächlich, weil sie nur abfragen, was der Befragte auch bewusst angeben kann.

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