„Wir müssen die Menschen mit dem Sozialsystem nicht erziehen!“ – So ist es, weshalb aber so zaghaft?

Eine wichtige Einsicht, der Vorschlag einer Garantiesicherung wäre immerhin ein Schritt weg von der existierenden „aktivierenden Sozialpolitik“. Weshalb aber nicht gleich ein Bedingungsloses Grundeinkommen anstreben, wie es Wolfgang Strengmann-Kuhn auch vertritt? Apropos Erziehungswünsche – sie findet man überall. Und: war da nicht was mit der Einführung von „Hartz IV“ und den Grünen (siehe auch hier und hier)?

Sascha Liebermann

„Elternschule“ – irreführender Titel, eindrückliche Einsichten, wichtige Fragen

Hier geht es zur Dokumentation, die nur bis zum 10.7. in der Mediathek der ARD verfügbar ist. Sie gibt Einblick in die Herausforderungen und Überforderungen von Elternschaft, die nicht so gerne thematisiert werden, weil sie immer auch die Frage beinhaltet, was Eltern anders machen können, welche „Macken“ sie selbst mitbringen. Das hört man nicht gerne, es hilft aber nichts, sie zu leugnen. Die polarisierende Diskussion zur Dokumentation im letzten Jahr zeigt, dass es sich um ein „heißes Eisen“ handelt. Siehe auch die Besprechung von Michael Hanfeld in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Auch hier stellt sich wieder die Frage, ob nicht ein Bedingungsloses Grundeinkommen die Situation von Eltern, auch derer in der Doku, entspannen könnte, so dass sie sich diesen Herausforderungen auf einfachere Weise zu stellen in der Lage wären.

Sascha Liebermann

„Bergab geht’s immer nur bei den anderen“ – Missgunst in Deutschland…

…darüber schrieb Gerald Wagner in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und bezieht sich die Befragung im Rahmen der zweiten Welle der „Vermächtnis“-Studie, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) durchgeführt hat. Wagner kritisiert die Deutungen der Befragungsergebnisse durch Jutta Allmendinger und meint, Klärung könnte hierzu nur die Sozialstatistik bieten. Sie kann aber allenfalls darüber aufklären, ob zutrifft, wie Befragte die gesellschaftliche Lage deuten (also Einkommensverhältnisse, prekäre Arbeitsverhältnisse usw.), nicht aber, weshalb Befragte diese Verhältnisse so deuten, wie sie es tun, und wie dann eine Diskrepanz zwischen realen Verhältnissen und Deutung zu erklären sei. Da hilft die Statistik nicht weiter, hierzu bedarf es „qualitativer“ Studien im Sinne z. B. der fallrekonstruktiven Forschung (siehe z. B. hier). Befragungsdaten sind ohnehin denkbar oberflächlich, weil sie nur abfragen, was der Befragte auch bewusst angeben kann.

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„Automatisierung könnte 560 000 Jobs schaffen“ oder was wäre, wenn radikaler automatisiert würde?

Diese Frage stellt sich anlässlich eines Beitrages von Alexander Hagelüken in der Süddeutschen Zeitung, denn er stellt sie nicht. Sein Beitrag beruft sich auf Daten einer Befragung von Unternehmen, in der nicht nur zukünftige Entwicklungen Gegenstand waren (bis 2021), sondern auch vergangene (ab 2016). Aus dem Beitrag:

„Die unveröffentlichte Untersuchung setzt sich ausführlich mit den vielen negativen Prognosen auseinander. Forscher wie Jeremy Bowles, Mika Pajarinen sowie Michael Osborne und Carl B. Frey beziffern in unterschiedlichen Studien 40 bis 60 Prozent der europäischen und amerikanischen Arbeitsplätze als automatisierbar. Das bedeutet aber nicht, dass unterm Strich ebenso viele Menschen arbeitslos werden, argumentiert das ZEW. Zum einen ermitteln andere Forscher etwa für Deutschland nur ein Automatisierungsrisiko von zwölf bis 15 Prozent. Zum anderen ersetzen Betriebe aus verschiedenen Gründen nicht alle Mitarbeiter, bei denen es technisch möglich wäre.“

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„Insulin spritzen, Medikamente geben – acht Minuten“ – was könnte ein Grundeinkommen daran ändern…

…diese Frage stellt sich angesichts des eindrücklichen Berichts auf Zeit Online. Selbstverständlich ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen keine eierlegende Wollmilchsau, würde aber gerade in diesem Fall hier deutlich machen, wie auch Angehörige oder andere nahestehende Personen auf einfache Weise die Möglichhkeit erhalten könnten, bei häuslicher Pflege zu helfen, ohne ihre Existenzsicherung zu riskieren. Damit ist die Lage in den Pflegeeinrichtungen noch gar nicht verbessert, sie erbringen allerdings „nur“ einen Anteil von etwa 27 Prozent, die häusliche Pflege hingegen etwa 73 Prozent der Pflegeleistungen.

Sascha Liebermann

„Die Aldisierung unserer Gesellschaft“ – etwas zu einfach gedacht…

…das gilt für einen Beitrag von Roberto De Lapuente zur Frage, wer sich Bio-Lebensmittel leisten kann und inwiefern die Diskussion über Nachhaltigkeit, bei aller Expertise, doch eine entscheidende Dimension auslässt: Löhne bzw. Einkommen. Bio muss man sich leisten können. Der Beitrag stellt einen wichtigen Zusammenhang her, der grundsätzlich richtig ist. Für Haushalte, die darum kämpfen, über die Runden zu kommen, ist die Frage, wofür gebe ich das vorhandene Geld aus, eminent wichtig. De Lapuente unterschätzt dabei jedoch, dass das Phänomen „Aldi“ sowie überhaupt die Wertschätzung bzw. Nicht-Wertschätzung von Lebensmittelqualität nicht mit Einkommensmangel alleine oder gar vor allem erklärt werden kann. Es hat viel mit der Esskultur in Deutschland zu tun, in der vielerorts gute Lebensmittel wenig kosten müssen. Die Bereitschaft, für Autos, Elektronik und technische Geräte Geld auszugeben ist ungleich größer.

Wenigstens am Einkommensmangel könnte das BGE etwas grundsätzlich ändern, auch an der Wertschätzung von Selbstbestimmung, die Frage der Esskultur jedoch und der Lebensmittelqualität steht auf einem anderen Blatt.

Vom Bedingungslosen Grundeinkommen hält De Lapuente bislang nichts, siehe auch hier.

Sascha Liebermann

„Pflegeheim schließt wegen Personalmangels“…

…einen Einblick in die Lage in der Altenpflege gibt ein Beitrag von Britta Beeger und Benjamin Fischer in der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Deutlich wird darin, dass die Arbeitsbedingungen eine noch größere Rolle spielen für die Lage als die Löhne, zumindest wird darauf im Beitrag verwiesen. Offenbar vermögen es Zeitarbeitsfirmen, Druck auf die Löhne auszuüben, warum können das die gesuchten Mitarbeiter als solche nicht, wenn sie doch so gefragt sind?

Welche Möglichkeiten böte ein Bedingungsloses Grundeinkommen? Zumindest würde es die Pflege durch Angehörige nicht nur erheblich vereinfachen, es würde sie dadurch aufwerten, dass sie nicht mehr im Spannungsverhältnis zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt stünde.

Sascha Liebermann