…anlässlich der Podiumsdiskussion in Solingen. Hier geht es zu den Thesen von Sascha Liebermann.
Kategorie: Scham
Wer Stigmatisierung nicht will, muss die Bereitstellungsbedingungen verändern – Sprachkosmetik hilft nicht weiter
Gegenstandslose Rhetorik. Das Schamgefühl resultiert vor allem aus der Nicht-Erfüllung der Erwerbsnorm und nicht aus persönlichen Befindlichkeiten. Nur die Aufhebung der Erwerbspflicht ändert was daran. #BGE (MS)
— BGE Eisenach (@bge_esa) January 11, 2021
Woran bemisst sich, ob ein Sozialstaat sein Ziel erreicht?
Diese Frage stellt sich anlässlich des Beitrags von Stephanie Gebert „Ein verstecktes Leben ohne eigene Wohnung“, der im Deutschlandfunk Kultur gesendet wurde. An zwei Zitaten wird deutlich, woran sich messen lässt, ob ein Sozialstaat sein Ziel erreicht:
„Das heißt, die Frau müssten dann den Gang zum Sozialamt machen und diese ganzen Anträge stellen und da durchgehen“, sagt Katja Caliebe. „Und viele Frauen wissen das entweder nicht oder sie schämen sich auch dafür zu sagen: Jetzt muss ich ja von anderen leben.“
Hardliner werden hierzu sagen, dass es eben in der Verantwortung des Einzelnen liege, seine Interessen wahrzunehmen, denn schließlich handele es sich bei diesen Angeboten um Rechtsansprüche (siehe auch hier). Das ist zwar richtig, sozialstaatliche Leistungen sind keine Almosen, doch geht es an der Sache vorbei, die Verantwortung in diesem Fall denjenigen zuzuschreiben, die die Leistungen nicht abrufen. Wer aufgrund seiner Lebensgeschichte nicht in der Lage ist, seine Interessen selbstbewusst wahrzunehmen und sich dafür womöglich sogar schämt; wenn derjenige dann noch auf einen Sozialstaat trifft, der von ihm erwartet, sich zu erklären, damit er Leistungen erhalten kann – dessen Leiden wird noch verstärkt. Er benötigt stattdessen einen Sozialstaat, der diese Situation erkennt, statt sie zu verstärken. In der Sozialpolitik ist in diesem Zusammenhang von „niedrigschwelligen“ Angeboten die Rede, doch worin bestünde hier die Niedrigschwelligkeit?
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„Schuften bis zum Schluss. Arme Rentner im reichen Deutschland“
So lautete der Titel einer ZDF-Dokumentation, die darüber berichtet, wie es sich mit einer Rente unter 1000 Euro leben lässt, über Schamgefühle angesichts der prekären Lebenssituation und unerwartete Einbrüche im Leben. Hier geht es zur Sendung. Siehe weitere Kommentare zu dieser Thematik und eine weitere Dokumentation.