Study after study shows that Basic Income has positive impacts for individuals, families, communities, and the economy. We can afford to eradicate poverty and income insecurity in Canada, and transform not just our economy, but our country. pic.twitter.com/bKlYjSRQEX
— UBI Works (@ubi_works) March 7, 2022
„Anreize“ können differenziert betrachtet oder als Joker für die verschiedensten Dinge genutzt werden,…
Ich hatte das bei der Zusammensetzung des Panels auf der Enquete befürchtet. Seit einer Stunde sprechen sie darüber, welche ‚Anreize‘ für Arbeitslose entscheidend sind. Bei der Frage, wie Betriebe Arbeitsbedingungen verbessern können, „könne die Politik aber nichts machen“. https://t.co/cigZU617pj pic.twitter.com/su61kGyRyE
— Oliver Picek (@OliverPicek) March 7, 2022
…in jedem Fall ist die Begrifflichkeit ungenau und verwirrend, in der Diskussion über Leistungsbereitschaft bzw. Leistungserstellung gehört sie zur etablierten Terminologie. Überwiegend werden sie in der im Titel letzteren Version verwendet, wie man schon daran sehen kann, dass aus der Höhe z. B. des Arbeitslosengeldes auf eine nahezu direkte Wirkung auf die Leistungsbereitschaft von Arbeitslosengeldbeziehern geschlossen wird. Selbst wenn eingeräumt wird, dass die Zusammenhänge komplexer sind, mehrdimensional oder gar die Lohnhöhe für nachrangig gehalten wird, wird dennoch am Gebrauch des Begriffes festgehalten (kürzlich z. B. als es um das Bürgergeld ging, siehe auch hier). Walter Edelmann hat schon vor vielen Jahren dargelegt, dass ihn erstaunt, wie wenig Bedeutung intrinsischer Motivation beigemessen wird und hat dies bei Lehramtsstudenten festgestellt. Diese Grafik aus einem seiner Kurzbeiträge ist interessant, weil der „Anreiz“ hier auf die Seite des Intrinsischen verlegt wird, vollkommen konträr zum verbreiteten Gebrauch:
„Der Klang des bedingungslosen Grundeinkommens“…
…eine „Konzertreihe der Gesellschaften für Neue Musik NRW“. Aus der Ankündigung:
„Das Bedingungslose Grundeinkommen galt als politisch tot, bis die Pandemie aufzeigte, welche Untiefen und Verwerfungen den bundesdeutschen Sozialstaat prägen. Seither fristet es im politischen Diskurs ein thematisches Guerilla-Dasein. Es gibt auch eine ästhetische Seite des Themas: Künstlerinnen und Künstler haben in ihren Werken seit dem 20. Jahrhundert Ideen zur Zukunft der Arbeit, zur sozialen Gerechtigkeit und zu einem Grundeinkommen reflektiert und weiterentwickelt. Und Soziologen und Philosophen diskutieren die Auswirkungen eines Bedingungslosen Grundeinkommens auf die Gesellschaft und ihre Kultur.“
Ein wenig übertrieben mag diese Ankündigung erscheinen, denn nur, weil nicht ständig über das BGE gesprochen wird, ist es noch lange nicht „tot“. Immerhin hat es Eingang in das Grundsatzprogramm von Bündnis 90/ Die Grünen gefunden, wenn auch nur als Leitidee und etablierte Parteien fühlen sich offenbar immer wieder aufgerufen, sich davon abzugrenzen. Ich würde vielmehr behaupten, dass es als Alternative fest etabliert ist und in der Diskussion nicht mehr übergangen werden kann.
Sascha Liebermann
Wichtige Übersicht…
Übrigens: 2012/13 wendeten Personen ab 18 Jahren im Schnitt rund 24,5 Stunden pro Woche für unbezahlte Arbeit auf. Zum Vergleich: Für Erwerbsarbeit waren es durchschnittlich 20,5 Stunden pro Woche.
— Statistisches Bundesamt (@destatis) March 1, 2022
…aber methodisch eben doch begrenzt, weil sie den umfassenden Charakter sorgender Beziehungen nicht erfassen kann, siehe hier, weitere Beiträge dazu hier.
Sascha Liebermann
Arbeitsgesellschaft?
Interview mit Hans-Christoph Schmidt am Busch, Professor für Philosophie an der TU Braunschweig, in der Braunschweiger Zeitung. Ich kommentiere ausgewählte Passagen:
„[BZ:]Ausgezahlt würde es auch an Menschen, die so vermögend sind, dass sie es eigentlich nicht benötigen.
[SaB:] Ja, auch Wohlhabende hätten einen Anspruch darauf. Natürlich ist diese Vorstellung kontrovers: angesichts der gesellschaftlichen Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch, weil Wohlhabende das steuerfinanzierte Grundeinkommen entscheidend mitfinanzieren würden. Ich bin mir sicher, dass dieser Punkt stark diskutiert werden wird.“
In der Tat sehen einige darin, dass Wohlhabende ein BGE ebenso erhalten sollten, einen entscheidenden Einwand. Allerdings müsste sich dieser zuerst einmal gegen die Gegenwart richten und nicht gegen ein BGE, denn „Wohlhabende“ haben Anspruch auf den Grundfreibetrag im Einkommensteuergesetz wie jeder andere. Entweder bezeugt der Einwand mangelnde Sachkenntnis oder er ist ideologisch bedingt. Ein BGE, wie schon oft festgestellt, ist nichts anderes als ein ausgezahlter Grundfreibetrag in existenzsichernder Höhe.
Beschäftigung statt Wertschöpfung und die Sorge davor, mit dem Bürgergeld drohe das Bedingungslose Grundeinkommen
Stephan Stracke, arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, legt in einer Pressemitteilung nach (siehe auch hier). Seine Sorge richtet sich darauf, dass der von Bundesarbeitsminister Heil vorgelegte Gesetzentwurf für ein Sanktionsmoratorium bis zum Jahresende einem Bedingungslosen Grundeinkommen Tür und Tor öffne:
„Mit der geplanten Aussetzung der Sanktionen in der Grundsicherung haben die Jobcenter in Zukunft keine wirksame Handhabe mehr, wenn Arbeitssuchende ohne wichtigen Grund zumutbare Beschäftigungen ablehnen oder trotz Terminvereinbarungen im Jobcenter nicht erscheinen.
Damit hebt Links-Gelb den Grundsatz des Förderns und Fordern auf. Dieses Prinzip ist aber nach wie vor richtig und muss für die Zukunft erhalten bleiben. Arbeitslose werden von unserem Sozialstaat auf vielfältige Weise darin unterstützt, möglichst schnell wieder Arbeit zu finden. Als Gegenleistung verlangt der Sozialstaat, dass Arbeitslose selbst auch alles unternehmen, um ihre Arbeitslosigkeit zu beenden. Das ist fair und eine gerechte Balance von Leistung und Gegenleistung. Daran halten wir als Union fest.“
Das Festhalten daran ist konsequent, wenn man der Auffassung ist, Sanktionsbewehrung sei hilfreich für den Arbeitsmarkt und Erwerbstätigkeit die einzig wichtige Leistung sowie Vorbehalte gegenüber einer Existenzsicherung bestehen, die unverfügbar sein soll – denn Sanktionen greifen genau diese Unverfügbarkeit an. Weshalb Stracke stellvertretend für die CDU/CSU der Auffassung ist, dass diese Haltung für Unternehmen hilfreich sein soll, bleibt jedoch ein Rätsel, denn aus deren Sicht sind Mitarbeiter, die dort arbeiten wollen, entscheidend.
Experiment? Vielleicht,…
„Auch das #BGE ist ein Experiment, das wir wagen sollten. – Erst wenn jeder in der Gesellschaft ein bestimmtes #Grundeinkommen bekommt, können wir sehen, was es mit unserem Verständnis von #Arbeit macht.“ – #ZeitZuHandeln! https://t.co/IGXhcJYRgM
— Mensch in Germany (@InMensch) February 20, 2022
…aber nicht mehr Experiment, als jede Gestaltung des Gemeinwesens mit demokratischen Verfahren ein Experiment darstellt, dessen Ausgang wir nicht kennen, jedoch darauf vertrauen, eine Lösung zu finden. Wenn James Suzman in dem oben verlinkten Interview von Experiment spricht, dann ist es eines, das zu den Selbstverständlichkeiten gehört und gar nicht mehr so gewagt erscheint, wenn man sich klar macht, dass wir mit einem BGE auf dieselben Voraussetzungen vertrauen müssen wie die Demokratie es heute schon tun muss.
Sascha Liebermann
Mindestlöhne in der EU…
Mindestlöhne in der EU: Zwischen 332 Euro und 2.257 Euro brutto im Monat. #Mindestlohn in Deutschland bei 48 % des durchschnittlichen Bruttomedianverdienstes. Anhebung der Lohnuntergrenze in 19 von 21 EU-Staaten mit Mindestlohn: https://t.co/zJrTUIJpsH
— Stefan Sell (@stefansell) February 23, 2022
…zugleich sollte nicht aus den Augen verloren werden, worum es bei Mindestlöhnen gehen müsste und was sie nicht zu leisten im Stande sind, siehe dazu hier und hier.
Sascha Liebermann
Zwei Welten…
Zu Gemeinsinn müssen wir uns nicht erst verpflichten. Den zeigen wir schon. 60% aller Arbeitsstunden sind unbezahlt. Arbeit ist Arbeit für andere, sie ist Gemeinsinn. Schlimm ist seine Missachtung, als riefe ihn eine Pflicht überhaupt erst ins Leben. #BGE erkennt ihn an. (MS)
— BGE Eisenach (@bge_esa) March 3, 2022
…scheint es diesbezüglich zu geben, die eine, in der solche Aussagen wie von Sigmar Gabriel getätigt werden, und die andere des handfesten Alltagslebens, in der eine solche Äußerung irritieren muss. BGE Eisenach weist zurecht auf die „unbezahlte Arbeit“ hin, die Gabriel nicht einmal erwähnt. Darüber hinaus wäre hier das bürgerschaftliche Engagement z. B. in Vereinen zu zählen, um das diese selbst nicht viel Aufhebens machen, das aber in Deutschland nach wie vor sehr lebendig ist. Man denke auch an die vielen freiwilligen Helfer, wo sie gebraucht werden, z. B. im Ahrtal oder als sehr viele Flüchtlinge in Deutschland Schutz gesucht haben im Jahr 2015 oder nicht zuletzt seit Beginn der Pandemie – es waren die Freiwilligen, die als erstes halfen und dies stetig taten, bis zur Selbstüberforderung. Auch jetzt wieder sind es Freiwillige, die Ukrainern Wohnraum anbieten und zu helfen versuchen, bevor es hierzu offizielle Entscheidungen gegeben hat.
Gabriel hatte sich auch einst zum Bedingungslosen Grundeinkommen geäußert, siehe hier.
Sascha Liebermann
Selbstbestimmung mit oder ohne Bedürftigkeit und Folgen des erwerbszentrierten Sozialstaats,…
…das charakterisiert die folgende Äußerung Stephan Strackes, arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, am Ende einer Pressemitteilung:
„Das Versprechen unseres Sozialstaates besteht nicht in einem bedingungslosen Grundeinkommen. Vielmehr besteht das Versprechen unseres Sozialstaats darin, die Menschen aus der Bedürftigkeit zu holen und sie darin zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Daran gilt es festzuhalten.“
Zwar ist es richtig, wenn er sagt, dass der bestehende Sozialstaat zum Ziel hat „die Menschen aus der Bedürftigkeit zu holen“, die Frage ist nur, woraus sich dieses Versprechen ergibt? Im Grundgesetz ist davon keine Rede, ebensowenig enthält es eine Erwerbsobliegenheit. Alle „Staatsgewalt“ geht eben gerade nicht von den Erwerbstätigen aus, sie geht vom „Volke“ (Art. 20 GG) aus und das Volk sind die Staatsbürger (Art. 116 GG). Das hierin enthaltene Souveränitätsprinzip würde also vielmehr einen Sozialstaat verlangen, der die vorbehaltlose Sicherung des Existenzminimums zum Ziel haben müsste, um die Entscheidungsfähigkeit der Bürger ebenso vorbehaltlos abzusichern. Von dort aus müsste alles weitere folgen. Das leistet der Sozialstaat heutiger Art jedoch nicht.