Klimawandel und Grundeinkommen…

…treffend aufgespießt.

Dass die Frage in diesem Zusammenhang so selten aufgeworfen wird, ob nicht die so unerschütterlich scheinende, beharrlich verteidigte Vorstellung von Erwerbstätigkeit, von Beitragenmüssen, dem Leistungsverständnis, das ihr innewohnt, für einen guten Teil des Problems verantwortlich ist, vor dem wir stehen. Leistung ist dann eben letztlich Produktion von Waren und Dienstleistungen, sonst nichts, und weil das so ist, gerät nichts anderes in den Blick. Das ist aber genau die Frage, die ein BGE stellt: Ist das alles oder gibt es nicht mehr und anderes? Und wenn das so ist, wie können wir ihm gemäß unser Zusammenleben gestalten? Im alten Fahrwasser eben geht es nicht weiter (siehe auch hier).

Sascha Liebermann

„Die Aldisierung unserer Gesellschaft“ – etwas zu einfach gedacht…

…das gilt für einen Beitrag von Roberto De Lapuente zur Frage, wer sich Bio-Lebensmittel leisten kann und inwiefern die Diskussion über Nachhaltigkeit, bei aller Expertise, doch eine entscheidende Dimension auslässt: Löhne bzw. Einkommen. Bio muss man sich leisten können. Der Beitrag stellt einen wichtigen Zusammenhang her, der grundsätzlich richtig ist. Für Haushalte, die darum kämpfen, über die Runden zu kommen, ist die Frage, wofür gebe ich das vorhandene Geld aus, eminent wichtig. De Lapuente unterschätzt dabei jedoch, dass das Phänomen „Aldi“ sowie überhaupt die Wertschätzung bzw. Nicht-Wertschätzung von Lebensmittelqualität nicht mit Einkommensmangel alleine oder gar vor allem erklärt werden kann. Es hat viel mit der Esskultur in Deutschland zu tun, in der vielerorts gute Lebensmittel wenig kosten müssen. Die Bereitschaft, für Autos, Elektronik und technische Geräte Geld auszugeben ist ungleich größer.

Wenigstens am Einkommensmangel könnte das BGE etwas grundsätzlich ändern, auch an der Wertschätzung von Selbstbestimmung, die Frage der Esskultur jedoch und der Lebensmittelqualität steht auf einem anderen Blatt.

Vom Bedingungslosen Grundeinkommen hält De Lapuente bislang nichts, siehe auch hier.

Sascha Liebermann

Die Lebensleistung einer Generation wird in Frage gestellt

In einem Interview mit Harald Lesch, Professor für Theoretische Astrophysik an der LMU München, in Geo, das im letzten Jahr erschienen ist, äußert er sich zum Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Darin kommt eine Passage vor, in der er zu erklären versucht, weshalb manche so vehement gegen Erkenntnisse zum Klimawandel agieren. Hier ist die Passage:

„Und ich habe noch eine Hypothese zur Psychologie der Skeptiker: Ich glaube, dass das Thema Anthropozän ganz allgemein, also wie der Mensch die Welt zum Schlechten verändert, die Lebensleistung von mindestens einer Generation in Frage stellt. Nämlich derjenigen, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Wirtschaftswunderland verwandelt haben. Diese Generation fühlt sich massiv angegriffen, wenn wir ihnen jetzt sagen, hört mal, Freunde, wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo wir die Manipulation an der Natur so stark als negativ wahrnehmen, dass wir so nicht weitermachen können. Damit ist nicht nur ihr Lebenswerk in Frage gestellt, sondern auch ihre innersten Überzeugungen, ihre Identität. Die Psychologie des Klimawandels, das ist ein Buch, das noch nicht geschrieben wurde.“

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„Souverän bedingunglos“ – Beitrag von Sascha Liebermann

„Souverän bedingungslos“, so lautet ein Beitrag Sascha Liebermanns, den er für eine Publikation verfasst hat, die die 12. Potsdamer Begegnungen dokumentiert. Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Wünschenswerte Zukünfte. Deutschland und Russland im 21. Jahrhunder“ und wurde vom Deutsch-Russischen Forum veranstaltet. Der Beitrag befasst sich mit der Frage, welchen Stellenwert demokratische Willensbildung in der öffentlichen Diskussion angesichts gegenwärtiger Herausforderungen hat.