„It’s not the jobs that are bullshit (that is of no social value), it’s the bullshit in the jobs“…

…schreibt Paul Thompson auf Labourlist. Die Frage ist, wer entscheidet darüber, ob etwas ein Bullshit-Job ist oder nicht? Sicher lässt sich Manches darüber sagen, welche Entwicklungsmöglichkeiten eine Aufgabe (Arbeitsplatz) bietet, welche Anforderungen sie stellt. Doch, ob sie aus der Sicht desjenigen, der vor der Wahl steht, sie zu übernehmen, „bull-shit“ ist, muss er letztlich selbst entscheiden können, sonst landen wir in der obrigkeitstaatlich verordneten Sinnhaftigkeit von „Arbeit“, die jede „Arbeit“, die anderen Bedürfnissen dient, als sinnvoll erachtet. Dann bilden wieder das „Recht auf Arbeit“ und die „Pflicht zur Arbeit“ eine Einheit (Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, Art. 24 (2)), ganz gleich, was derjenige davon hält, der sie übernehmen soll.

Wenn Thompson in seiner Schlussfolgerung also bullshit-jobs und universal basic income gegenüberstellt, geht das über die Frage, wer darüber zu befinden haben sollte, hinweg. Damit kann der Einzelne nicht zur Geltung kommen. Das widerspricht den Grundfesten der Demokratie.

Sascha Liebermann

„Die versteckte Ungerechtigkeit der Rente“…

…ein interessanter Blick auf die Rente von Kristina Antonia Schäfer in der Wirtschaftswoche.

Deutlich wird hier, wie sehr jedes System sozialer Sicherung auf einer bestimmten Gerechtigkeitsvorstellung beruht, die genauso durch andere ersetzbar wäre. Für die Deutsche Rentenversicherung wird eine Umverteilung von unten nach oben konstatiert, weil das durchschnittliche erreichte Alter von Besser- oder Geringverdienern erheblich auseinanderklafft, damit sich die Bezugsdauer der Rente erheblich unterscheidet und letztlich Besserverdiener bevorteilt.

Sascha Liebermann

„Die Idee, dass Menschen faule Säcke sind, die man unter Druck setzen muss, passt ideengeschichtlich und normativ nicht zur SPD“…

…das sagte Gesine Schwan in einem Interview mit der taz, nicht aber, was ihr mit dem von der taz gewählten Titel in den Mund gelegt wurde. Zur Frage, ob der Mensch faul sei, äußerte sie sich gleich zu Beginn:

„Schröder sagte in der Bild-Zeitung den berühmten Satz, es gebe kein Recht auf Faulheit.
Ja. Die Idee, dass Menschen faule Säcke sind, die man unter Druck setzen muss, passt ideengeschichtlich und normativ nicht zur SPD. Aber sie passt zu autoritären Regimen. Menschen, denen so etwas unterstellt wird, fühlen sich gekränkt und ungerecht behandelt. Zumal es ihnen nicht von Unternehmerverbänden oder von Konservativen gesagt wurde, sondern von ihrer eigenen Partei, der SPD. Das produziert gravierende Vertrauensverluste.

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„Wo bitte haben wir ‚Leistungsgerechtigkeit‘?“ – fragt Susanne Wiest treffend…

https://twitter.com/susannewiest/status/1101133563251122178

anlässlich eines Beitrags über die Deutsche Rentenversicherung, die Besserverdiener auch in der Bezugsdauer der Rente bevorteilt. Alternativ: Gerecht ist, was Leistung ermöglicht, weil die Person auf einem sicheren Fundament Entscheidungen treffen kann.

Sascha Liebermann

Langzeitarbeitslosigkeit, Teilhabe, Coaching – welche Unterstützung ist sinnvoll?

Dieser Frage geht ein Interview mit den Sozialwissenschaftlern Frank Bauer (IAB) und Philipp Fuchs (ISG) aus dem Jahr 2017 nach, das sehr differenziert über die Herausforderungen und Problemlagen von Personen Auskunft gibt, die aufgrund besonderer „Vermittlungshemmnisse“ kaum bis keine Aussichten auf reguläre Arbeitsverhältnisse haben.

Eine Frage, die nicht erörtert wird, aber für die Förderprogramme zu bedenken wäre, ist, welche Bedeutung die normative Konstruktion der Förderprogramme für ihren Erfolg oder Misserfolg hat, Stichwort Stigmatisierung. Welcher Art ist die „Teilhabe“, die durch sie erreicht werden soll, inwiefern entwertet die normative Konstruktion das Beschäftigungsverhältnis, weil sie etwas suggeriert, das sie nicht halten kann: eine Ausrichtung auf den Arbeitsmarkt, der aber ein simulierter mit eingeschränkter Sachorientierung und stärkerer Sozialfürsorge ist. Hilft das wirklich denjenigen, die sich darin befinden?

Sascha Liebermann

„Hartz IV soll weg! Und dann?“…

..eine Diskussion veranstaltet von der Landeszentrale für politische Bildung, Berlin, in Zusammenarbeit mit dem Inforadio (rbb).

Hier geht es zur Aufzeichnung des Podiumsgesprächs.
Dieselbe Datei finde sich auch bei Youtube.

Moderatorin Ute Holzhey diskutierte mit folgenden Gästen:

Prof. Dr. Ute Fischer, Fachhochschule Dortmund, FB Angewandte Sozialwissenschaften, Politik- und Sozialwissenschaften

Staatssekretär Alexander Fischer, Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales

Ulla Pingel, Erwerbslosenberaterin bei ver.di

Dr. Matthias Schulze-Böing, Amtsleiter, Geschäftsführer Stadt Offenbach am Main Amt für Arbeitsförderung, Statistik und Integration