Der #HartzIV-Regelsatz hat sich zum Jahresbeginn erhöht: um 3 Euro mehr pro Monat für Alleinstehende. Pro Tag also circa 10 Cent mehr. Reicht das aus? #JetztMalKonkret @ParitaetBerlin pic.twitter.com/kaBp8z0gVZ
— rbb Abendschau (@rbbabendschau) January 13, 2022
Kategorie: Paritätischer Wohlfahrtsverband
Hartz IV abschaffen, Sanktionen abschaffen, aber Bedürftigkeitsprüfung beibehalten – warum nicht einen Schritt weitergehen?
Anfang November diskutierten Ulrich Schneider (Paritätischer Wohlfahrtsverband) und Hans-Jürgen Urban (IG Metall) über das Sondierungspapier, Jacobin hat diese Diskussion in gekürzter Version veröffentlicht. Darin findet sich eine Passage zum Bürgergeld, sie lautet so:
„Und was ist mit dem Bürgergeld?
US [Ulrich Schneider]: Vonseiten des Paritätischen ist völlig klar, dass Hartz IV erst dann überwunden ist, wenn die Sanktionen weg sind – und zwar vollständig weg sind. Und Hartz IV ist erst dann überwunden, wenn die Menschen mehr Geld erhalten. Und wenn diese beiden wichtigen Kriterien in einem Koalitionsvertrag nicht erfüllt sind, dann sollte man auch den Etikettenschwindel lassen und Hartz IV nicht in Bürgergeld umbenennen.“
Schneider hat sich schon wiederholt in diese Richtung geäußert und für eine Abschaffung von Hartz IV plädiert. Wie aber Hartz IV samt der Sanktionen abschaffen, wenngleich eine Erwerbsverpflichtung bestehen bleibt? Läuft das nicht auf den Vorschlag einer „Garantiesicherung“ hinaus, die immerhin die Erwerbsbereitschaft hinter sich ließe, nicht aber den Vorrang von Erwerbstätigkeit? Und weshalb nicht den nächsten Schritt machen und ein BGE einführen? Schneider äußert sich hier nicht weiter, aber in einem Interview mit n-tv aus dem vergangenen August wird er ausführlicher:
„[n-tv] Sie wollen Hartz IV mitsamt seinen Sanktionen abschaffen, warum nicht gleich ein bedingungsloses Grundeinkommen?
[Schneider] Die Bedingung bleibt ja die Bedürftigkeit! Das ist ein Riesen-Unterschied zum bedingungslosen Grundeinkommen. Wir, die als Verband gegen Sanktionen sind und die Zuwendungen armutsfest machen wollen, sagen nicht, dass das alle bekommen sollen, sondern man muss bedürftig sein. Ich persönlich bin gegen das bedingungslose Grundeinkommen. Die Idee dahinter finde ich aber total sympathisch. Man geht davon aus, dass die Menschen kreativ sind und man sie nicht quälen braucht.“
Das eine kritisieren, das anderen nicht haben wollen – wer Sanktionen für unangemessen hält, muss sich von ihrem Zweck verabschieden,…
Nicht einfach nur die Folge der Bedarfsprüfung? #BGE
— BGE Eisenach (@bge_esa) April 22, 2021
…, da helfen auch keine höheren Regelsätze, wie in dem hier zugrundeliegenden Fall, der durch die Presse geht. Solange das Erwerbsgebot Grundlage der Leistungen zur Einkommenssicherung ist, bleibt es, wie es ist, nur Veränderungen innerhalb dieser Logik sind möglich (siehe hier und hier).
Sascha Liebermann
Großzügigkeit ist Gutsherrenmentalität, nicht Rechtsanspruch – das stimmt, aber: weshalb dennoch an Erwerbsgebot festhalten?
Wer,wie der Chef der @Bundesagentur, die #Regelsätze in #HartzIV „großzügig“ nennt, ist nicht nur zynisch, sondern offenbart in seiner Sprache seine Haltung, wonach HartzIV wohl eher einem Anfall von Großzügigkeit der Polit-Elite zu verdanken ist als sozialstaatlich geboten. https://t.co/u9PLmPxML9
— Ulrich Schneider (@UlrichSchneider) October 13, 2020
Mit dieser Deutung haben sich auch andere schon vergriffen, wenn es um Rechtsansprüche und Existenzminimum geht, siehe hier.
Sascha Liebermann
„Mehr als jede 3. Arbeitsaufnahme aus #Hartz4 heraus ist kürzer als 6 Monate“…
Mehr als jede 3. Arbeitsaufnahme aus #Hartz4 heraus ist kürzer als 6 Monate: Leben im Hamsterrad zwischen #HartzIV und prekärer Arbeit. Und wer da nicht mehr mitmachen kann oder will, dem drohen #Sanktionen❌.
https://t.co/9JEKEqpEkw@sanktionsfrei pic.twitter.com/KZKBz3F73h— Der Paritätische (@Paritaet) July 14, 2020
…was aber folgern wir nun daraus? Sanktionen abschaffen in einem Sozialstaat, dessen normatives Zentrum Erwerbstätigkeit ist? Das ist illusionär, denn Sanktionen dienen gerade dazu, das hier Kritisierte zu erreichen: Disziplinierung und Rückkehr in den Arbeitsmarkt, sonst bräuchte es sie ja nicht. Wie also da herausgekommen? Dann müsste der Paritätische Wohlfahrtsverband aber für ein Bedingungsloses Grundeinkommen plädieren, wogegen er sich bislang immer gestellt hat. Alles andere sind Spiegelfechtereien.
Sascha Liebermann
„Hartz 4 und der Tag gehört dir?“ – Sanktionsfrei und Paritätischer Wohlfahrtsverband starten Kampagne über Hartz IV-Mythen…
…hier geht es zur Website. Siehe auch die Presseerklärung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Siehe dazu auch den Artikel von Alina Leimbach in der taz.
„Hartz IV durchzudrücken“? Macht es sich der Paritätische nicht etwas einfach und was ist die Alternative?
„Es gibt kein Recht auf Faulheit“ Mit diesen Worten Gerhard Schröder‘s begann 2001 eine ungeheure Voruteilskampagne gegen Arme, um #HartzIV durchzudrücken und den Sozislstaat zu schleifen. Zeit, damit aufzuräumen! #HartzFacts https://t.co/wt6Kr0ZcsI
— Ulrich Schneider (@UlrichSchneider) July 7, 2020
Soweit mir bekannt ist, wird zwar gerne für die Abschaffung von Sanktionen (siehe auch hier) im Sozialgesetzbuch plädiert, allerdings ohne auf die Erwerbsverpflichtung zu verzichten – ein Widerspruch in sich. Wie aus diesem Widerspruch hinausgelangen? Da führt kein Weg am Bedingungslosen Grundeinkommen vorbei, sonst bleiben solche Stellungnahmen reine Wortgefechte.
Sascha Liebermann
Rückkehr zum Gewohnten
Hilfe für #HartzIV -Bezieher gibt es in dieser #Coronakrise nicht. Kaum kommen erste Lockerungen, ergeht aber in der @Bundesagentur wieder Anweisung zur Sanktionierung. Ich find’s so armselig. #HartzIV @BMAS_Bund @hubertus_heil pic.twitter.com/TVrKFaVAvY
— Ulrich Schneider (@UlrichSchneider) July 2, 2020
Warme Worte für die Pfleger – wie am Sonntag
Habe extra noch mal einen Suchlauf gemacht: Das Wort #Pflege taucht im ganzen #Konjunkturprogramm nicht auf. Wie es aussieht, bleibt es für unsere vielgepriesenen Held*innen bei Geschepper auf Kochtöpfen und stehenden Ovationen im Deutschen Bundestag. Unfassbar …
— Ulrich Schneider (@UlrichSchneider) June 3, 2020
Vom Bedingungslosen Grundeinkommen hält Ulrich Schneider leider nichts oder hat er zumindest bislang nicht.
Sascha Liebermann
Wessen Job macht „Sanktionsfrei“ – die Antwort gibt Ulrich Schneider
Wäre eigentlich Euer Job @hubertus_heil @BMAS_Bund @spdbt @EskenSaskia @NowaboFM …. @sanktionsfrei muß Euch doch eigentlich beschämen #100EuroMehrSofort pic.twitter.com/VLlnirORuu
— Ulrich Schneider (@UlrichSchneider) May 27, 2020