Eine derart präzise Formulierung der Gegenposition zum #BGE ist eine Seltenheit:
«Erwerbsarbeit bleibt zentral für die Existenzsicherung»#Grundeinkommen
— BGE Eisenach (@bge_esa) September 9, 2021
Vollzeiterwerbstätigkeit gegen Altersarmut – ein wiederkehrendes Rezept…
Das hat mich auch irritiert. Alle sollen Vollzeit arbeiten um die Rente zu finanzieren? Was ist mit der unbezahlten Arbeit, werte @ABaerbock, die 60% aller geleisteten Arbeit ausmacht? Kinder, Demokratie, Pflege, etc.?#Grundeinkommen für alle, ca, 1500€, sichert auch die Rente. https://t.co/7iNh1M2QTY
— Susanne Wiest (@susannewiest) September 7, 2021
…inbesondere für Frauen, statt die Stellung von Erwerbstätigkeit zu hinterfragen und Alternativen ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Wer noch mehr Erwerbsbeteiligung, gar Vollzeit für alle will, will damit noch weniger Zeit für Familie und andere Tätigkeiten. Das sollte dann auch so ausgesprochen werden, denn schon heute dominiert Erwerbstätigkeit normativ unseren Alltag und anderes, vor allem Zeit für Nahbeziehungen wie in der Familie werden an den Rand gedrängt.
Siehe unsere früheren Beiträge dazu hier und hier.
Sascha Liebermann
„UBI is something more than money: it is a foundation for self-determined life paths“
Prof. Ute Fischer (p. 27):
„#UBI is something more than money: it is a foundation for self-determined life paths. It creates scope for decision-making and places trust in the individual.“#BasicIncome #BGE #Grundeinkommen
— BGE Eisenach (@bge_esa) September 8, 2021
„Das Zerrbild von vermögenden Hartz-IV-Empfängern hat nichts mit der Realität zu tun“…
„Das Zerrbild von vermögenden Hartz-IV-Empfängern hat nichts mit der Realität zu tun.“ Wie oft zahlen #Jobcenter Menschen zu viel Geld aus, weil diese Vermögen haben? Die Bundesregierung hat Zahlen vorgelegt: https://t.co/4IElM59SAG
— Stefan Sell (@stefansell) September 7, 2021
…selbstverständlich fällt immer jemandem einer ein, der einen kennt, bei dem es aber anders sei. Vorurteile sind beharrlich, ganz wie im Zusammenhang mit den Sanktionen im SGB II. Weshalb aber sollten solche Vorurteile sich schneller verändern als die empirielose Annahme einer Armutsfalle, wie sie in der fachwissenschaftlichen Debatte noch immer hochgehalten wird.
Sascha Liebermann
Simpel, treffend, folgenreich – Aufgefangensein, ohne etwas Bestimmtes tun zu müssen
Das Bedingungslose #Grundeinkommen ist das Gegenteil von #HartzIV. Wir haben mit drei Teilnehmer:innen eines Pilotprojekts gesprochen. Den ganzen Artikel lest ihr hier: https://t.co/q7rRcoFkl6 pic.twitter.com/IpD5lN8Z0u
— taz (@tazgezwitscher) September 5, 2021
Arbeitnehmerrechte sind kein Selbstzweck, wenn der durch sie erreichte Schutz anders gewährleistet werden könnte,…
Es entwertet kein einziges Arbeitnehmerrecht.
Bert Rürup:
„Allerdings wird ein #BGE von Vertretern des linken Lagers wie @SWagenknecht oder…Butterwegge abgelehnt, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Entwertung von Arbeitnehmerschutzrechten.“
— BGE Eisenach (@bge_esa) September 3, 2021
…das scheinen manche Kritiker zu vergessen, wenn sie nach Einwänden gegen ein BGE kramen. Allerdings, wie BGE Eisenach schreibt, hat das eine mit dem anderen nur mittelbar zu tun, es sei denn Rürup meint hier, dass Arbeitnehmerrechte zugleich den sozialen Status von Erwerbstätigkeit herausheben. Dann könnte er durchaus richtig liegen, denn ein BGE würde die Bedeutung von Erwerbstätigkeit relativieren, es würde sie vom Sockel holen, auf dem sie heute, beinahe zum Selbstzweck geworden, steht. Denn schon lange geht es für Arbeitnehmer- wie -gebervertreter mehr um Arbeitsplätze als um Wertschöpfung, sie haben den Zweck des Wirtschaftens aus den Augen verloren (siehe auch hier).
Sascha Liebermann
Welche Aufgabe hat der Mindestlohn – interessante Anmerkungen von Sebastian Thieme…
Das heißt: Der ML hat *nicht* die Aufgabe, Wachstum etc. zu schaffen, sondern die Mindestqualität von Arbeitsbeziehungen zu garantieren. Mensch sollte also vermeiden, ein sozialpolitisches (!) Instrument als beschäftigungs- & wirtschaftspolitisches Instrument misszuverstehen. 7/9
— SeTh (@EconomicEthics) September 3, 2021
…und zugleich die Frage, welche Aufgabe ein Mindestlohn haben könnte, ob er überhaupt noch relevant wäre, wenn ein Bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt würde. Denn heute übernimmt der Mindestlohn zwei Funktionen, auf die Sebastian Thieme hinweist, eine Mindesteinkommenssicherung auf der einen, die Definition eines Mindestanteils am Unternehmenserfolg auf der anderen.
Bedürfte es aber der ersten Funktion noch, wenn es ein ausreichend hohes BGE gäbe? Würde es nicht an der Vorrangigkeit von Erwerbstätigkeit festhalten, weil Erwerbstätige doppelt abgesichert würden – mit BGE als Bürger und Mindestlohn als Mitarbeiter? Würde durch die größere Verhandlungsmacht von Mitarbeitern bzw. Arbeitnehmern nicht etwas erreicht, das der Mindestlohn heute pauschal absichern soll, und zwar über diesen Anteil am Unternehmenserfolg jederzeit verhandeln zu können? Man darf hierbei auch nicht vergessen, dass nach Einführung eines auskömmlichen BGE die Einkommenssituation von Haushalten sich ganz anders darstellte als heute – Einkommenszuwachs durch mehr Personen im Haushalt. Es wird schnell klar, dass etwaige Möglichkeiten durch BGE von der Höhe in Kaufkraftverhältnissen abhängt.
Unsere früheren Kommentare zur Debatte um das Verhältnis von Bedingungslosem Grundeinkommen und Mindestlohn sowie der Bedeutung eines Mindestlohns als solchen finden Sie hier.
Nachtrag: Selbst der Mindestlohn von 12 Euro reicht heute nicht aus, um Rentenansprüche über Grundsicherungsniveau zu erreichen. Der Sozialstaat muss sich daran messen lassen, was er zu leisten im Stande ist.
Sascha Liebermann
„Two ways to look at ‚costs‘ of Basic Income“
Universal Basic Income is an investment, not a net expense. You spend the money in order to reap the societal and economic benefits! #UBI https://t.co/1wSjDJ38f4
— Basic Income Ireland (@BasicIncomeIRL) September 2, 2021
„Freiheit statt Vollbeschäftigung“ – Impulsvortrag von Sascha Liebermann…
…auf Einladung der attac AG Genug für alle.
„Ganz viele Menschen wollen keine staatliche Unterstützung“ meint Christian Lindner…
„Liberal ist sozial“ = #BGE#Grundeinkommen https://t.co/J7jLxz0LFc
— BGE Eisenach (@bge_esa) September 5, 2021
…, was bliebe denn, wenn „ganz viele Menschen“ auf all die Unterstützung verzichteten, die das Gemeinwesen heute organisiert und bereitstellt?
Die Frage danach, welche Form staatlichen Ausgleichs gerecht ist, ergibt sich aus der Frage, wie ernst wir es damit nehmen, dass alle Bürger gleich sind – als Bürger. Die FDP ist dahrendorfvergessen (siehe auch hier), denn die Gleichheit der Bürger verlangt auch eine Absicherung, damit sie ihre demokratischen Rechte wahrnehmen können, deswegen meinte schon Dahrendorf, ein Grundeinkommen sei konstitutionelles Anrecht. Das schließt in keiner Weise aus, dass sozialer Aufstieg möglich sein soll, setzt jedoch ganz anders an. Aufstieg ist auch eine Frage von Macht und Selbstbestimmung, verbreitet ist jedoch pädagogisierende Bevormundung und ein weltfremdes Verständnis von Unabhängigkeit.
Sascha Liebermann