Zwar keine neue Einsicht, aber dennoch zutreffend auch anders herum: Wer sich mit Sorgearbeit ernsthaft auseinandersetzt, kommt an einem BGE nicht vorbei…

…weil nur es die normative Stellung von Erwerbstätigkeit relativiert und ihren Vorrang aufhebt, der bislang zur Degradierung anderer Tätigkeiten führt und stigmatisierend wirkt.

Siehe unsere früheren Beiträge dazu hier und hier.

Sascha Liebermann

„…als Staatsbürger haben wir halbwegs zu funktionieren…“ – Neues von Richard David Precht oder doch bekannter Paternalismus?

Wobei die Rede von Paternalismus in diesem Zusammenhang noch etwas Schönfärberisches hätte, denn Staatsbürger darauf festzulegen, dass sie zu funktionieren haben, ist reaktionär. Oder war das anders „gemeint“? In dem Interview, aus dem diese Passage stammt, deren Quelle ich nicht ausfindig machen konnte, spricht Precht vom „gute[n] Staatsbürger“, von „Maßnahmen im Sinne des Gemeinwohls“ (es geht um die auf das Coronavirus bezogenen) und dann eben davon „als Staatsbürger haben wir halbwegs zu funktionieren“, „ein guter Staatsbürger hat sich an die Regeln zu halten“ – als sei Kritik, wo nötig und argumentativ vorgetragen, nicht eine selbstverständliche Pflicht des Staatsbürgers in einer Demokratie, um zum Wohlergehen des Gemeinwesens beizutragen. Precht scheint Loyalität zu demokratisch legitimierten Entscheidungen mit Unterwerfung zu verwechseln. Schon früher war eine solche Haltung zu erkennen, siehe hier und hier. Weitere Beiträge zu Precht siehe hier.

Sascha Liebermann

D’accord, aber wie, ohne es bei warmen Worten zu belassen oder sie zu etwas zu drängen? – Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen…

…denn alle anderen Möglichkeiten, sie zu fördern, laufen wieder darauf hinaus, Eltern zu lenken. Wer das nicht will, muss ihnen eine Möglichkeit verschaffen, die keine Bedingungen setzt, außer der Zugehörigkeit zum Gemeinwesen bzw. den Lebensmittelpunkt hier zu haben. Insofern müssen es alle erhalten, die dazugehören, sonst wird es wieder nur eine Leistung für bestimmte Gruppen werden.

Sascha Liebermann

Selbstbestimmung ist Voraussetzung von Demokratie und Initiative,…

… das ist schon so, im Grundgesetz realisiert, die Bedingungen jedoch, sie entfalten zu können, sind durch das Erwerbsgebot beschränkt. Alles jenseits von Erwerbstätigkeit wird nur mit Balkonklatschen versehen.

Sascha Liebermann

Fehlt nur noch die Garantie, dass „beide Elternteile“ die Möglichkeit haben, für ihre Kinder da sein zu können – also BGE

Siehe weitere Beiträge unsererseits zu dieser Frage hier.

Sascha Liebermann

„Für alle Hartz IV-Beziehende braucht es in diesem Monat noch eine Extrazahlung“ – und langfristig ein Bedingungsloses Grundeinkommen

Weshalb Dilemma? Es geht um Bedingungen von und den Weg zu Wertschöpfung…

…, also um das Zustandekommen des Leistungsergebnisses. Wenn dafür weniger menschliche Arbeitskraft nötig sein würde, wenn Güter und Dienstleistungen effizienter bereitgestellt werden könnten, müsste gar nicht so weitergearbeitet werden „wie bisher“. Wenn ein BGE dazu führt, dass aufgrund besserer Bedingungen der Leistungserstellung das Ergebnis sich verbessert, ist die Rede vom Dilemma ein Pappkamerad. Außerdem gilt es, längere Zeiträume zu betrachten, wenn Ewerbsengagement lebensphasenspezifisch ab- und zunehmen kann. Normativ ist das eine ganz andere Lage als heute, in der ein Erwerbsgebot gilt, das jegliche Leistungen jenseits von Erwerbstätigkeit degradiert. Wir wissen heute nicht, inwiefern die vorherrschenden Bedingungen Leistungserbringung hemmen. Statt also den status quo als bestmögliche Situation zu betrachten, gilt es, seine blinden Flecke deutlich zu machen, darum bemüht sich die Diskussion um ein BGE.

Die Diskussion unter dem Tweet, in der es um die Erwerbsarbeitsbedingungen geht, wird zu eng geführt, vergessen wird, dass ein BGE die normative Umwertung von Erwerbstätigkeit nach sich zieht und damit Auswirkungen auf das Ganze hat, nicht nur auf Erwerbstätigkeit.

Sascha Liebermann