…darüber schreibt Stephan Kaufmann auf der Website des Deutschlandfunkkultur und will die Mär entzaubern, dass Leistung und Einkommen miteinander zusammenhängen bzw. solche Zusammenhänge auf einfache Weise hergestellt werden könnten. Dabei geht er verschiedene Begründungen dafür durch, weshalb es den Zusammenhang geben solle und zeigt auf, warum das unplausibel ist, weil weder ein direkter Zusammenhang erkennbar sei, noch Leistung individuell zugerechnet werden könne (wie z. B. schon Emile Durkheim und später Claus Offe deutlich machten). Auch wenn diese Überlegungen nichts Neues zutage fördern, so ist es doch wichtig, darauf immer wieder hinzuweisen, wenn in keiner Debatte der Hinweis auf den „mit eigener Hände Arbeit“ verdienten Lohn der „hart arbeitenden Menschen“ fehlen darf. Keineswegs sollte das nun dazu verleiten, jegliche Form davon, etwas hervorgebracht oder eben geleistet zu haben, als abwegig abzutun, doch gilt es zu relativieren, worin nun der Beitrag des Einzelnen besteht.
Kategorie: Wohlstand
„Wohlstandsverlust“ – keine Zukunftssorge, Armut gehört zur Gegenwart
Diese gesamte „Wohlstandsverlust!“-Diskussion ist so unglaublich abgehoben (auch in Deutschland), weil sie, wie immer, diejenigen komplett ausschließt, die bereits arm sind.
— Franka Welz (@FrankaWelz) May 15, 2022
Ein anderer Maßstab für Wohlstand, aber…
Mit Familiengehalt ist übrigens hier nicht die Monetarisierung familiärer Fürsorge gemeint, sondern eine Lohnpolitik, die es einer Familie erlaubt von einem Gehalt zu leben.
— Institut für ganzheitliche Ökologie (@IfganzOekologie) February 6, 2022
…nicht so weitreichend wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen.
Es gab einmal Zeiten, da wurde das Ziel, von nur einem Gehalt leben zu können, als Wohlstandsgewinn betrachtet. So wurde zumindest die Möglichkeit eröffnet, dass nicht beide Eltern erwerbstätig sein mussten – gleichwohl konnten sie es. Dass dieser Maßstab abhanden gekommen ist, zeigt, welche Bedeutung Erwerbstätigkeit hat, keineswegs hat sie ab-, stattdessen hat sie zugenommen. Grund dafür ist sicher für manche der Einkommensmangel aus einem Einkommen, gravierender ist aber, dass politische die Vollerwerbstätigkeit aller erwerbsfähigen Personen der politische Leitstern schlechthin ist.
Sascha Liebermann
„Der Wohlstand unseres Landes geht auf die Leistungen aller Bürger zurück“…
#Grundeinkommen mit @SaschaLieberman: „Der #Wohlstand unseres Landes geht auf die Leistungen aller Bürger zurück, auch vorangehender Generationen. Gerecht ist, alle Bürger an diesem Wohlstand zu beteiligen.“ ➡️ https://t.co/q95Q9dt8ov
Meeting-ID: 932 5101 2735
Kenncode: 549497— Mensch in Germany (@InMensch) August 22, 2021
…mit dieser These sind wir – die Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung im Jahr 2003 an die Öffentlichkeit getreten, um die Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens in die öffentliche Diskussion zu tragen. Was es mit dem Slogan auf sich hat, wofür er steht und weshalb wir damals ihn als Zuspitzung wählten, darum wird es in dem Kurzvortrag auch gehen. Veranstalter ist die attac AG „Genug für alle“.
„Grundeinkommen ist eine Generationen übergreifende Erfolgsausschüttung“
#Grundeinkommen ist nicht „Geld vom Staat“. #Grundeinkommen ist eine Generationen übergreifende Erfolgsausschüttung der Gesellschaft an sich selbst.
An alle von allen.
Bedingungsloses #Grundeinkommen ist die Basis einer Gesellschaft, die auf Vertrauen und Zusammenarbeit setzt. https://t.co/3gSdGok4ZY— Susanne Wiest (@susannewiest) April 10, 2021
Auf den Schultern vorangehender Generationen (vertikal) und auf denen aller Bürger (horizontal) – immer, ausnahmslos…
Man kann das #BGE auch einfach als Erbschaftanteil einer Wohlstandsgesellschaft ansehen. Immerhin ist dieser Wohlstand und die resultierenden Möglichkeiten das Ergebnis aller Menschen, die diese Gemeinschaft zusammen aufgebaut haben – arm/reich/sozial/gebildet/mutig/etc.
— samreciter (@MrReciter) December 5, 2020
…deswegen kann ein BGE vollkommen zutreffend als Prämie oder Rente aus diesem Erfolg betrachtet werden, über dessen Verteilung ein Gemeinwesen entscheiden muss. Denn die Abhängigkeiten voneinander sind vielfältig, siehe hier.
Sascha Liebermann
Verklärungen und Unschärfen – Demokratie ist nicht dasselbe wie Kapitalismus, Kapitalismus ohne Demokratie keine Freiheit
Erwerbspflicht ist Zwang und Wohlstand. #BGE ist Freiheit und Wohlstand. Michael Sienhold
— BGE Eisenach (@bge_esa) October 10, 2020
Erneuerung der SPD kann man auch so verstehen…
…, dass an einem beschränkten Begriff von Leistungsgerechtigkeit festgehalten wird. Die SPD bliebe damit bei ihrer traditionellen Vorstellung stehen, also eine rückwärtsgewandte Erneuerung, eine Erneuerung des Alten. In diese Richtung äußerte sich offenbar Andreas Nahles in einem Interview mit dem Deutschlandfunk:
„Zugleich sprach sich Nahles gegen Forderungen nach Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens aus. Sie habe nicht vor, an dem Grundsatz der Leistungsgerechtigkeit zu rütteln und sei daher strikt gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen.“
Dass Leistung komplexer ist und Wohlstand stets auf verschiedenen Schultern ruht, Leistungsgerechtigkeit dann auch anders gefasst werden müsste, siehe dazu hier. Wie sehr Nahles Leistung und Beschäftigung miteinander verwechselt, Leistung sachlos wird, wenn es nicht mehr darum geht, Erwerbstätigkeit am Leistungsbeitrag zu messen, kann einen erstaunen.
Sascha Liebermann
Märchenstunde bei der IG Metall oder: wie man mit selektiven Zitaten die eigene Position verteidigt
In der metallzeitung, der Mitgliederzeitung der IG Metall (siehe auch die Studie, über die wir im Mai berichtet haben), gab es in der Juni-Ausgabe zwei Beiträge zum Bedingungslosen Grundeinkommen, der eine ein Kommentar des Vorsitzenden Jörg Hofmann (S. 3), der andere ein Beitrag über den „gefährlichen Traum“ Bedingungsloses Grundeinkommen.
Auf S. 3 heißt es z.B.:
„Es klingt wie ein Traum: Nie wieder arbeiten müssen und trotzdem sind alle Bedürfnisse gedeckt. Da ist es kein Wunder, dass Ideen eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) Hochkonjunktur haben. Ebenso unterschiedlich wie die Konzepte ist auch die Schar der Unterstützer. Sie reicht von ganz links bis zu Vorstandsvorsitzenden großer Konzerne. Sehen die einen darin eine Möglichkeit, allen Menschen ein menschenwürdiges Leben zu bieten, wollen andere wie Siemens-Chef Kaeser damit negative Folgen der Digitalisierung – die Rationalisierungsopfer – der Gesellschaft aufbürden und sich aus der Verantwortung flüchten.“
Abgesehen davon, dass Joe Kaeser sich nie für ein BGE ausgesprochen hat, wird das übliche Lagerdenken bedient. „Ganz links“ liegen natürlich die Progressiven, auf der anderen Seite – „ganz“ rechts will man wohl nicht sagen – die Vorstandsvorsitzenden. Als könne nicht ebenso links reaktionär und „rechts“ progressiv gedacht werden. Das würde das Leben allerdings kompliziert machen. Nehmen wir einmal an, Kaeser hätte ein BGE doch befürwortet – ist nicht gerade „die Gesellschaft“, also das Gemeinwesen, in der Verantwortung, Einkommenssicherheit zu bieten? Wer denn sonst, wer sonst kann das garantieren? Was im Kommentar als Flucht aus der Verantwortung kritisiert wird, wäre der rechte Ort für die Verantwortung, denn die einzige Verantwortung, die Unternehmen haben, ist, auf der Basis der politischen Ordnung Werte zu schöpfen. Wer also die Verantwortung bei den Unternehmen sieht, denkt un- oder vorpolitisch.
„Wohlstand für alle?“ – eine Reportage von Thomas Leif…
…in der Reihe 3Sat, „Wissen aktuell“. Hier geht es zum Beitrag.