„Arbeitende Bevölkerung“, „Fleißige“ – Vorrang für die Anständigen?

Siehe auch die Diskussion unter dem Beitrag bei Twitter.

In der Tat ist in einem solch realitätsvergessenen Selbstverständnis kein Platz für ein BGE, wenn nur die Erwerbstätigen ernst genommen, die „Schwachen“ paternalistisch versorgt werden, die Bürger nicht in Erscheinung treten und zwischen Fleißigen und – Faulen implizit ein Unterschied gemacht wird.

„Vorrang für die Anständigen“ – das war mal unter der Ägide von Wolfgang Clement in die Welt gesetzt worden im Jahr 2005.

Sascha Liebermann

Philippe van Parijs über seinen Weg zum Universal Basic Income

Den Armen Geld geben – warum dann kein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Da beginnen schon bei den einfachsten Dingen die Missverständnisse…

Wichtig ist hier auch, dass nach Einführung eines BGE Löhne einen anderen Status haben. Während sie heute immer auch die Existenzsicherung bei Erwerbstätigen übernehmen sollten (das ist die im Lohn versteckte Seite, hier u.a. auch die Aufgabe des Mindestlohns), wäre das bei einem BGE nicht mehr nötig. Von daher könnten sie also niedriger ausfallen, ohne dass dies zu einem Niedrigkeinkommen (Summe aus BGE + Lohn) führen muss (siehe auch hier und hier). Dazu gesellen sich manche Behauptungen in de Masis Ausführungen.

De Masis Vorbehalte gegen das Pilotprojekt von Mein Grundeinkommen, das jüngst vorgestellt wurde, sind nachvollziehbar und treffen heikle Punkte. Es ist eben ein Feldexperiment mit all seinen Beschränkungen und auch Gefahren.

De Masi hatte sich schon einmal zum BGE geäußert, siehe hier.

Sascha Liebermann

Tonia Merz – „warum wollen Sie vom Grundeinkommen nichts wissen?“

Almosenempfänger, sorgsam alimentierte Klientel, Gouvernanten-Staat…

…wahrlich ein Bedrohungsszenario, das Christoph Prantner in seinem Kommentar in der Neuen Zürcher Zeitung zum Bedingungslosen Grundeinkommen entfaltet:

„Die bedingungslose Mindestsicherung, das Steckenpferd der Salonlinken bei den Grünen, der Linken und der SPD, ist genau das Gegenteil. Sie macht aus Bürgern Almosenempfänger – eine sorgsam alimentierte Klientel, die wenig Anreize hat, andere Segnungen eines umfassenden Gouvernanten-Staates abzulehnen.“
Doch: Almosen sind freiwillige Gaben, Gnadengeschenke – ein BGE wäre durch Gesetz eingeführt und der Anspruch damit etabliert; Klientel gäbe es keine, da es alle erhalten; die Beschwörung des Nanny-Staates, hier als Gouvernante, darf natürlich nicht fehlen – sind die Bürger solch schwächliche,  unmündige, ihre Interessen nicht verteidigen könnende Geschöpfe? Ja, das sind sie, denn wo keine Anreize sind, droht der Untergang. Dann wäre es vielleicht besser, gleich unterzugehen, ohne die gouvernantenhaften Anreize.
Sascha Liebermann