…es reicht nicht, einfach seine Arbeit (=Erwerbsarbeit) zu erledigen (ab Minute 5 etwa), „hart“ muss gearbeitet werden, „fleißig“ müssen die Leute sein. Wer dann „hart“ gearbeitet hat, hat sich den Aufstieg und letztlich die Rente „verdient“. Klingbeil bedient damit Aufstiegsmythen, als sei Vieles nicht von glücklichen Umständen abhängig. Woran wird darüber hinaus „hart“ zu arbeiten festgemacht, muss man das sehen können, müssen sich die Leute sichtbar quälen?
Klingbeil bedient mit dieser Sprache Vorurteile, weil sie nahelegen, es könne ohne weiteres bestimmt werden, was „hart“ zu arbeiten auszeichnet. Dabei ist „harte“ Arbeit eben nicht ohne weiteres sichtbar. Der Beruf des Lehrers wird hierzu häufig nicht gezählt, der des Erziehers ebensowenig, Sachbearbeitung in der Verwaltung wohl auch eher nicht, wenn man an die Vorurteile denkt – es könnten noch andere aufgezählt werden. Arbeiten etwa Softwareentwickler hart, die hocken doch nur am Computer und tippen?!
Wer was als „hart“ beurteilt, ist eine ganz andere Frage, man muss sich nur entsprechende Gespräche über andere Berufsgruppen anhören, in denen leichtfertig über die „low performer“ gesprochen wird, die die Leistungsträger nur behindern.
À propos – ganz vergessen wird natürlich, diejenige Leistung, die nicht in Erwerbsarbeit erbracht wird, also die sogenannte „unbezahlte Arbeit“, aber die ist ja nur ein Hobby.
Sascha Liebermann