Haushalte sind keine Endverbraucher, sondern Anfangsarbeitende. #economyiscare
— Ina Praetorius (@InaPraetorius) September 8, 2019
Kategorie: Familie
„…viele Kinder zu bekommen, ist besser, als arbeiten zu gehen“ – Prechts widersprüchlicher Paternalismus
Thilo Jung (Jung & Naiv) hat wieder einmal Richard David Precht interviewt, in diesem Gespräch geht es ab Minute 17 etwa um die Frage, ob denn Kinder auch ein Bedingungsloses Grundeinkommen erhalten sollen. Jung spricht Precht auf seine Äußerungen von vor einem Jahr an, für die er kritisiert wurde. Damals, in einem Gespräch mit Christoph Butterwegge (siehe auch hier), hatte Precht ein BGE von 1500 für Erwachsene vorgeschlagen, Kinder sollten aber keines erhalten, damit Eltern nicht auf den Gedanken kommen, in die Kinderproduktion einzusteigen, weil ihnen nichts Besseres einfalle. Precht wiederholt diese Äußerungen hier und sagt, dass er „ganz grundsätzlich“ dagegen sei, dass der Staat Menschen dafür belohne, Kinder in die Welt zu setzen. Er weiß, dass diese Äußerung schon vor einem Jahr Empörung hervorgerufen hat, und erläutert, dass ein BGE für Kinder ja gar nicht die Kinder erhalten, sondern die Eltern. Dann stelle sich die Frage, ob sie es denn für die Kinder auch ausgeben, solche Eltern wird es geben, „ganz viele“ aber werden das nicht tun.
„So eine bist du“ – von Kindern, Kita und Generationensolidarität…
…handelt ein Beitrag einer anonymen Autorin, der auf Zeit Online veröffentlicht wurde. Was sie darin beschreibt und kritisch betrachtet, entspricht in vielerlei Hinsicht einer heute verbreiteten Vorstellung von Selbstbestimmung, die unter dem Stichwort „Wahlfreiheit“ Beziehungsminimierung als Fortschritt versteht. Dem entspricht eine Sozialpolitik, die außerhäusliche Betreuung (siehe auch hier) zum Nonplusultra erklärt, Begründungen dafür gibt es viele: den Kampf gegen Armut, Ungleichheit, die Erhöhung von Bildungschancen, die Aneignung von Social Skills – all das geschehe in diesem Alter im Grunde besser in einer Kita. Kinder werden vor allem als Beschränkung von Wahlfreiheit verstanden und das passt auch zu diesem Begriff, der ja nur die Wahl, nicht aber die Folgen betrachtet. Dabei lässt sich, sofern Kindern die Möglichkeit gegeben wird, leicht herausfinden, was sie am liebsten tun und wann etwas anderes ansteht. Auch das taucht in diesem Beitrag auf, dass ab einem bestimmten Alter der Kindergarten zum interessanten Ort wird, aber nicht für alle Kinder zum gleichen Zeitpunkt, für manche schon mit drei, für andere später.
„So eine bist du“ – von Kindern, Kita und Generationensolidarität… weiterlesen
„Kind oder Porsche“…
…auch wenn dieser Titel nicht ernsthaft wörtlich zu nehmen ist, weist der Beitrag von Christoph Schäfer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf einen wichtigen Punkt hin: die Aufwendungen, die Eltern für Kinder haben und welchen Einkommensverzicht dies mit sich bringt. Dass Eltern sich nicht aus einkommenskalkulatorischen Gründen für Kinder entscheiden, steht auf einem anderen Blatt, dennoch müssen sie sehen, wie sie die Aufwendungen stemmen können. Vor fünf Jahren hatte die Wirtschaftswoche ebenfalls die provokative Rechnung aufgemacht. Daten des Statistischen Bundesamtes dazu finden Sie hier.
„Ganztagsschulen zahlen sich aus – auch für den Staat“ – was zählt schon Familie?…
![]() |
Link |
…diese Frage wirft ein Beitrag auf Spiegel Online auf, der sich auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung bezieht. Drei Vorteile der Ganztagsbetreuung werden benannt, aber – zumindest erscheint es im Beitrag so – nicht weiter hinterfragt:
„Ganztagsschulen zahlen sich aus – auch für den Staat“ – was zählt schon Familie?… weiterlesen
Vereinnahmungen von Familie und eine selten klare Kritik daran
Bruno Hildenbrands Beitrag „Kann Liebe Arbeit sein?“, der vor einigen Jahren schon in der Zeitschrift parapluie erschienen ist, zeichnet ein ungewöhnliches, differenziertes und selten in der Form anzutreffendes Bild von der Vereinnahmung von Familie durch die Sozial-, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik der vergangenen zwanzig Jahre. Zugleich kritisiert er Vorschläge, die eine Entlohnung von Familientätigkeiten vorsehen, wie es z. B. Angelika Krebs vorgeschlagen hat. Hildenbrand geht es darum, auf die eigensinnigen Solidaritäten in Familien (er verwendet einen weiten Begriff) hinzuweisen, die durch staatliche Vereinnahmung zerstört würden. Zu Beginn seines Beitrags fragt man sich, ob er denn keinerlei Familienunterstützung für hilfreich hielte, am Ende wird dann deutlich, dass es genau einer solchen Bedarf, die Eltern, wenn sie unterstützt werden, nicht zugleich für andere Zwecke in die Pflicht nimmt. Von der Diskussion um ein BGE hat er offenbar noch nicht gehört und sieht darin keine Antwort auf die drängende Frage, dabei könnte es gerade hierfür eine äußerst weitreichende Antwort sein.
Sascha Liebermann
„Zentrale Ergebnisse – Zweiter Engagementbericht 2016 Demografischer Wandel und bürgerschaftliches Engagement…
…: Der Beitrag des Engagements zur lokalen Entwicklung“. Hier geht es zum Bericht, der im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt wurde.
So wichtig dieses Engagment ist, sollte nicht übersehen werden, dass es nur einen Bruchteil „unbezahlter Arbeit“ ausmacht. In 2013 wurden beinahe 80% der geleisteten Stunden pro Jahr mit Haushalts- und Gartenarbeit verbracht. Eine ausführliche Betrachtung aus Sicht der Statistik zu dieser Frage finden Sie hier, Kommentare von mir hier und hier.
Sascha Liebermann
„Arbeiten oder daheim bleiben? Ein Dilemma, das sich jungen Eltern auf der ganzen Welt stellt“…
…ein Beitrag von Roman Sigrist in der Neuen Zürcher Zeitung. Siehe auch unsere Kommentare zu dieser Thematik hier und hier.
„Mutter sein ist auch Arbeit“…
…ein Beitrag von Dana Schuster auf Zeit Online. Siehe auch „Wenn das Selbstverständliche zum Luxus wird“.
„Frauen, lasst die Vollzeit! Und Männer: Ihr auch!“…
…Julia Schaaf reagierte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung auf einen Beitrag ihrer Kollegin Inge Kloepfer „Frauen, lasst die Teilzeit bleiben!“.
Der Beitrag von Inge Kloepfer ist widersprüchlich, aus verschiedenen Gründen. Sie benennt klar das Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf, das sich für Frauen nach der Geburt eines Kindes anders darstellt als für Männer. Kloepfer sieht sie nicht als Opfer der Verhältnisse, sondern verweist auf die Entscheidung dafür, Zeit für Familie haben zu wollen und Nachteile sowohl in Beruf wie in der Alterssicherung in Kauf zu nehmen. Es ist also keine traditionale Haltung, wie immer wieder unter dem Stichtwort „Re-Traditionalisierung“ zu lesen ist, sondern eine bewusste Entscheidung für Familie. Dass Männer sie anders treffen, hat verschiedene Gründe, und es geht zu Lasten ihres Familienlebens. Väter sind zuviel abwesend, das ist schon länger bekannt, auch in seinen Auswirkungen auf sozialisatorische Prozesse. Dennoch bemängelt Kloepfer dann diese Entwicklung, die Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern (als könne man in einer Paarbeziehung unabhängig bleiben, wenn man sie ernsthaft mit Leben füllen will), die Nachteile im Beruf, in der Rente usw. Die freie Entscheidung, die sie als Ausdruck von Emanzipation begrüßt, kann sie aber doch nicht so ganz stehen lassen.
„Frauen, lasst die Vollzeit! Und Männer: Ihr auch!“… weiterlesen