„Ganztagsschulen zahlen sich aus – auch für den Staat“ – was zählt schon Familie?…

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…diese Frage wirft ein Beitrag auf Spiegel Online auf, der sich auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung bezieht. Drei Vorteile der Ganztagsbetreuung werden benannt, aber – zumindest erscheint es im Beitrag so – nicht weiter hinterfragt:

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Vereinnahmungen von Familie und eine selten klare Kritik daran

Bruno Hildenbrands Beitrag „Kann Liebe Arbeit sein?“, der vor einigen Jahren schon in der Zeitschrift parapluie erschienen ist, zeichnet ein ungewöhnliches, differenziertes und selten in der Form anzutreffendes Bild von der Vereinnahmung von Familie durch die Sozial-, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik der vergangenen zwanzig Jahre. Zugleich kritisiert er Vorschläge, die eine Entlohnung von Familientätigkeiten vorsehen, wie es z. B. Angelika Krebs vorgeschlagen hat. Hildenbrand geht es darum, auf die eigensinnigen Solidaritäten in Familien (er verwendet einen weiten Begriff) hinzuweisen, die durch staatliche Vereinnahmung zerstört würden. Zu Beginn seines Beitrags fragt man sich, ob er denn keinerlei Familienunterstützung für hilfreich hielte, am Ende wird dann deutlich, dass es genau einer solchen Bedarf, die Eltern, wenn sie unterstützt werden, nicht zugleich für andere Zwecke in die Pflicht nimmt. Von der Diskussion um ein BGE hat er offenbar noch nicht gehört und sieht darin keine Antwort auf die drängende Frage, dabei könnte es gerade hierfür eine äußerst weitreichende Antwort sein.

Sascha Liebermann

„Zentrale Ergebnisse – Zweiter Engagementbericht 2016 Demografischer Wandel und bürgerschaftliches Engagement…

…: Der Beitrag des Engagements zur lokalen Entwicklung“. Hier geht es zum Bericht, der im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt wurde.

So wichtig dieses Engagment ist, sollte nicht übersehen werden, dass es nur einen Bruchteil „unbezahlter Arbeit“ ausmacht. In 2013 wurden beinahe 80% der geleisteten Stunden pro Jahr mit Haushalts- und Gartenarbeit verbracht. Eine ausführliche Betrachtung aus Sicht der Statistik zu dieser Frage finden Sie hier, Kommentare von mir hier und hier.

Sascha Liebermann

„Frauen, lasst die Vollzeit! Und Männer: Ihr auch!“…

Julia Schaaf reagierte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung auf einen Beitrag ihrer Kollegin Inge Kloepfer „Frauen, lasst die Teilzeit bleiben!“.

Der Beitrag von Inge Kloepfer ist widersprüchlich, aus verschiedenen Gründen. Sie benennt klar das Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf, das sich für Frauen nach der Geburt eines Kindes anders darstellt als für Männer. Kloepfer sieht sie nicht als Opfer der Verhältnisse, sondern verweist auf die Entscheidung dafür, Zeit für Familie haben zu wollen und Nachteile sowohl in Beruf wie in der Alterssicherung in Kauf zu nehmen. Es ist also keine traditionale Haltung, wie immer wieder unter dem Stichtwort „Re-Traditionalisierung“ zu lesen ist, sondern eine bewusste Entscheidung für Familie. Dass Männer sie anders treffen, hat verschiedene Gründe, und es geht zu Lasten ihres Familienlebens. Väter sind zuviel abwesend, das ist schon länger bekannt, auch in seinen Auswirkungen auf sozialisatorische Prozesse. Dennoch bemängelt Kloepfer dann diese Entwicklung, die Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern (als könne man in einer Paarbeziehung unabhängig bleiben, wenn man sie ernsthaft mit Leben füllen will), die Nachteile im Beruf, in der Rente usw. Die freie Entscheidung, die sie als Ausdruck von Emanzipation begrüßt, kann sie aber doch nicht so ganz stehen lassen.

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„Es geht darum, dass möglichst viele aus der Grundsicherung herauskommen“…

…ein Interview mit Kerstin Tack, Sprecherin für Arbeit und Soziales der SPD-Bundestagsfraktion, auf Telepolis.

Drei Passagen zeigen, wohin die Reise sozialpolitisch gehen soll:

„Kerstin Tack: Eins ist doch klar: All diese Kinder leben in Armut, weil ihre Eltern arm sind. Deshalb kommen wir nicht darum herum, uns der Situation im Ganzen zu stellen. Einzelne Maßnahmen sind hilfreich, lösen aber nicht das Grundproblem. Es geht darum, dass möglichst viele aus der Grundsicherung herauskommen.“

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„SPD will Kinderarmut bekämpfen“ – mit oder ohne Eltern?

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, habe die SPD ein Papier für eine Kindergrundsicherung vorgelegt, um etwas gegen Kinderarmut zu unternehmen. Solche Vorschläge gibt es schon länger, es ist also keine neue Diskussion. Aber, was ist der Haken? Wenn man etwas für Kinder tun will, müsste man etwas für ihre Familien tun, denn Kinder ohne ihre Eltern zu betrachten, führt zu einer individualistischen Reduzierung von Familie und Bildungsprozessen (siehe frühere Beiträge dazu von uns hier). Hat die SPD also Familie im Blick und nur Kinder? Eine Kindergrundsicherung wird manchmal als Einstieg in ein Bedingungsloses Grundeinkommen gesehen, das halte ich für unplausibel, denn heute schon erwartet man von Kindern nicht, erwerbstätig zu sein, von Erwachsenen aber sehr wohl. Eine Kindergrundsicherung würde daran gar nichts ändern.

Sascha Liebermann

„Neue Generationen-Studie: Einmal Hartz IV, immer Hartz IV?“

Was voller Inbrunst immer wieder einmal durch die Medien getrieben wird, muss deswegen nicht dem realen Leben entsprechen. Im Deutschlandfunk wurde über eine Studie berichtet, die an der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde und sich mit den Lebenswirklichkeiten von Familien befasst, die schon über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte auf Transferleistungen angewiesen sind. Die Forscher haben herausgefunden, welche Beschwernisse auf diesen Familien liegen, wie komplex die Problemlagen sind und dass einfache Antworten nicht weiterführen. Wer sich mit solchen Fragen zuvor schon befasst und dazu nicht-standardisierte Interviews ausgewertet hat, den werden die Ergebnisse nicht überraschen. Sie widersprechen aber verbreiteten Vorurteilen, die gerade auch in der Diskussion um ein BGE anzutreffen sind. Vor etlichen Jahren schon gab eine Studie von Hanna Petschauer, Ronald Gebauer und Georg Vobruba mit dem Titel „Wer sitzt in der Armutsfalle?“ Einblick in die individuellen Problemkonstellationen, die zu beachten sind. Hier Veröffentlichungen im Anschluss an die Ausgangsstudie:

Zur Kritik des Armutsfallentheorems (Ronald Gebauer und Hanna Petschauer)
Die Arbeitslosigkeitsfalle vor und nach der Hartz-Reform (Georg Vobruba und Sonja Fehr)
Fordern statt Fördern? – Nein! Wege aus Arbeitslosigkeit und Armut erleichtern (Ronald Gebauer)
Arbeit gegen Armut. Grundlagen, historische Genese und empirische Überprüfung des Armutsfallentheorems (Ronald Gebauer)

Dass es die „Armutsfalle“ in der Form, wie oft behauptet, gar nicht gibt, war ein wichtiges Ergebnis, das leider viel zu wenig rezipiert wird. Man denke nur an die jüngste Debatte, Sanktionen durch „Anreize“ zu ersetzen.

Sascha Liebermann

„Mensch Mutter – ein langer Weg zum Grundeinkommen“ – Film von Gabriele von Moers im Monopol Kino München

Das ist der Trailer zu einem weiteren Film von Gabriele von Moers, die vor einigen Jahren sich schon mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen und dem Elternsein befasst hat. Am 17.11., um 12 Uhr, gibt es Gelegenheit, den neuen Film im Monopol Kino München, Schleissheimer Straße 27, anzuschauen (siehe auch hier).

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