„Lohn für Hausarbeit ist und bleibt eine Herdprämie. Diese zu fordern, ist gefährlich und naiv“…

…schreibt Angelika Hardegger in der Neuen Zürcher Zeitung. Siehe auch diesen Beitrag, auf den sich Hardeggers Kommentar bezieht. Hier eine Stellungnahme von Anja Peter und Mitstreiterinnen aus dem Debattierclub WIDE.

Eine Debatte, die im Zusammenhang mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen ebenso geführt wird. Hardegger verteidigt im Grunde das „Alleinernährermodell“, das mittlerweile für alle gelten soll, an dessen Struktur sich nichts verändert hat: Erwerbsarbeit steht über allem, „unbezahlte Arbeit“ ist für andere. Hardegger sieht die Entwertung der Haushaltstätigkeiten nicht, die damit einhergeht. Statt den Vorrang von Erwerbstätigkeit zu relativieren, wie es Anja Peter und andere anstreben, will sie ihn zementieren. Allerdings ist es tatsächlich so, dass Frauen nach wie vor sich in diesem Bereich viel stärker engagieren (siehe auch diese Kurzdarstellung des Statistischen Bundesamtes, hier ein ausführliche Version).

Sascha Liebermann

„Zweifel an diesem idealisierten Menschenbild“ – oder der Preis der Demokratie

Baukje Dobberstein hat jüngst einen Beitrag in ihrem Blog veröffentlicht, der zum Ausgangspunkt die Frage aufwirft, ob nicht in der Grundeinkommensdiskussion, hier auch in Bezugnahme auf Äußerungen von mir, ein „idealisiertes Menschenbild“ entworfen werde. Im Grunde teilt sie die Idealisierung, doch gleichermaßen hat sie Zweifel daran. Sie schreibt zu Beginn:

„Die Idee des Grundeinkommens geht vom mündigen Bürger aus. Wer das nicht teilt, müsste konsequenterweise auch die Demokratie in Frage stellen. Nicht nur Sascha Liebermann macht solche Aussagen. Und es ist ja auch eine Menge Wahres daran. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen wäre wie Aufklärung 2.0, ein emanzipatorischer Schritt, ein Stück Befreiung aus der Knechtschaft der Arbeitgeber.

Doch ich habe auch immer wieder Zweifel an diesem idealisierten Menschenbild. Es kommt mir naiv und verklärt vor angesichts der realen Geschehnisse in unserem Land und auf der ganzen Welt.“

Idealisiert, „naiv und verklärt“? Wer meine Ausführungen zur Demokratie kennt, weiß, dass ich nicht „das Gute“ im Menschen feiere oder für ein „positives Menschenbild“ plädiere. Meine Schlussfolgerungen habe ich ganz anders gewonnen. Dazu gehört auf der einen Seite ein Blick auf unser politisches Ordnungsgefüge, bei dem es sich gar nicht um eine Theorie oder eine philosophische Idee, sondern um reale Lebensverhältnisse handelt. Art. 20 (2) GG geht nicht von einem idealisierten Staatsbürger aus, der erst menschheitsgeschichtlich zu erreichen wäre, er wird schlicht als Tatsache vorausgesetzt, auf den sich die Volkssouveränität gründet. Nun kann man dem GG natürlich vorwerfen, dass genau darin die Idealisierung bestehe und die Wirklichkeit gar nicht so sei. Aber die Idealisierung ist ja gerade die Wirklichkeit in diesem Falle, wirkmächtig, zum Anfassen, auf die wir uns immer beziehen können und müssen, wenn wir in unserer Demokratie etwas in ihrem Geiste erreichen wollen. Das heißt nun nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“, alles sei gut, nein, Demokratie ist ein stetiges Ringen miteinander, ein Ringen um Ausgleich, es gibt keine Ur-Harmonie die wiedergewonnen oder ein für allemal erreicht werden könnte.

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„Jeder zweite Deutsche befürwortet bedingungsloses Grundeinkommen“ – dann kann’s ja losgehen…

…folgt man der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, über die Spiegel Online berichtet. Weshalb bewegt sich dann nur so wenig in der Diskussion? Hat es vielleicht damit zu tun, dass Umfragen nicht deckungsgleich sind damit, eine Sache auch dann gut zu heißen, wenn es drauf ankommt?

Zur Bedeutung von Umfragen als Instrument der Erkenntnisgewinnung, siehe unsere Kommentare hier.

Sascha Liebermann