Abwertung durch Belobigung…

…so könnte man nennen, was der Bürgemeister von Raunheim laut der Regionalzeitung Echo angesichts der „Sportler- und Meisterehrung“ zum Ausdruck brachte:

„Das Wichtigste, was wir mit dieser Veranstaltung erreichen wollen, ist, dass die Menschen, die Leistungen erbracht haben, von uns gesehen werden“.

Wer ist „uns“ in diesem Zusammenhang? Meint er hier Amtsträger, meint er die Bürger der Gemeinde oder Kommune? Woher weiß er, dass die Geehrten nicht gesehen wurden und auf diese Weise erst von anderen gesehen werden können? Dann geht es um Leistung, ihre Bedeutung für unsere „Gesellschaft“ und wie „wir“ dazu stehen. Etwas überraschend kommt er auf die Diskussion um ein Grundeinkommen zu sprechen:

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Relativierung des Alleinernährermodells? Nein, weitere Ausbreitung!

Stefan Sell hat einen differenzierten Beitrag zum jüngst von der SPD ins Spiel gebrachten „Recht auf Homeoffice“ verfasst. Er führt verschiedene Studien an, auch die kürzlich von der Hans Böckler Stiftung veröffentlichte, die den Befund vermeldete, dass Homeoffice zu Mehrarbeit führe und Haushaltstätigkeiten weiter ungleich verteilt blieben zwischen Eltern. Väter und Mütter nutzen das Homeoffice unterschiedlich, letztere nehmen sich mehr Zeit für die Kinder als die Väter. Weshalb das so ist und wie die Eltern ihr Handeln begründen, erfährt man nicht. Darüber hinaus hebt Sell heraus, dass Homeoffice für viele Berufsgruppen überhaupt nicht möglich sei, von daher der Vorstoß der SPD nur eine begrenzte Reichweite habe (siehe auch hier).

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„Wird die Maschine den Menschen ersetzen?“ – Wieder ein sinnloses Pro & Contra…

…auf der Website ZukunftJetzt der Deutschen Rentenversicherung. Für Pro plädierte Frank Thelen, bekannter Investor, für Contra Enzo Weber, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg und am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Weder über das eine noch über das andere kann etwas Verlässliches gesagt werden. Da die Erfahrung der Automatisierung standardisierter Tätigkeiten keine neue Entwicklung ist, sondern eine schon längere Entwicklung, hängen die Auswirkungen auch davon ab, ob denn Automatisierung offensiv gefördert oder eher gehemmt wird, wie sich Produktivität entwickelt, welche Auswirkungen der demographische Wandel haben wird. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen hängt weder vom einen, noch vom anderen ab.

Unsere Kommentare zur Digitalisierung finden Sie hier und hier.

Sascha Liebermann

Kindesunterhalt und Bedingungsloses Grundeinkommen – eine alte Frage wieder aufgegriffen…

https://twitter.com/susannewiest/status/1104344598535720961

…durch einen aktuellen Vorschlag der Bundesministerin für Familie, Frauen, Jugend und Senioren, über den die Tagesschau berichtet. Daran wird eine weitere Facette eines BGE deutlich. Doch die Frage stellt sich angesichts des Vorschlags, ob das zugleich dazu führen wird, das Erwerbsgebot zu verstärken, weil der Unterhalt der Väter an die Mütter dann geringer ausfällt? Ein BGE würde einen anderen Weg ermöglichen, der, wie es in der Tagesschau auch hieß, den Eltern nicht vorschreibt, wie sie es zu machen haben nach einer Trennung. Sie müssen sich eine bestimmte Lösung aber leisten können. Siehe meine früheren Kommentare dazu hier, die in meinem Buch publizierte Fassung hier.

Sascha Liebermann

„Grundeinkommen und Menschenwürde“ – der Wirtschaftsprüfer Brüne Schloen…

…setzt sich damit in seinem Buch auseinander. Aus der Inhaltsangabe:

„Wieso wächst in Deutschland trotz glänzender Konjunktur und steigender Außenhandelsüberschüsse die Zahl der Armutsgefährdeten unvermindert weiter? Kann das nicht mehr zu übersehende, weitere Auseinanderdriften von Arm und Reich zu noch mehr Gesellschaftsspaltung mit – insoweit die Entwicklung in den USA nachvollziehend – teilweise faschistoiden Radikalisierungen führen? Kann die voranschreitende Digitalisierung die obigen Prozesse verstärken, insbesondere zu immer mehr prekären Arbeitsverhältnissen und sich weiterbeschleunigenden Einkommensspreizungen führen? In summa verbleibt zumindest für Optimisten die Gegenfrage: Hilft uns, wie es Precht und andere empfehlen, gegen vorgenannte Disruptionsgefahren nur noch ein bedingungsloses Grundeinkommen? Und als logische Ergänzung dazu: Ist ein Grundeinkommen in substanzieller Höhe überhaupt finanzierbar?“

70 Jahre Grundgesetz – aus dem Geist der Demokratie…

…ein Bedingungsloses Grundeinkommen erwachsen zu lassen, das ist naheliegend, aber eine selten gewählte Bezugnahme. Dabei kann gerade dadurch dem Utopievorwurf und dem der Realitätsferne am einfachsten begegnet werden. Mich bewog das vor wenigen Jahren zu meinem Buch mit dem entsprechenden Titel. Weitere Informationen dazu hier.

Das Jubiläum wäre ein willkommener Anlaß, um in öffentlichen Veranstaltungen genau diesen Zusammenhang herauszustellen.

Sascha Liebermann

„FIRE! – Mit 40 in Rente Leben jenseits der Erwerbsarbeit“…

…ein Feature von Kai Adler im Deutschlandfunk Kultur in der Reihe „Zeitfragen“, das heute, um 19.30 Uhr, gesendet wird (Nachtrag: Hier geht es zum Podcast). Für das Feature wurde unter anderen auch Sascha Liebermann interviewt.

Aus der Ankündigung:

„In Rente schon mit Ende 30 – Anhänger der aus den USA kommenden FIRE-Bewegung haben sich diesen Traum bereits erfüllt. Dank eines über viele Jahre ausgeübten gut bezahlten Jobs, günstiger Geldanlangen und eines sparsamen Lebensstils sind sie bereits in frühen Jahren nicht mehr auf Lohnarbeit angewiesen. Im Netz propagieren sie einen Lebensstil jenseits gängigen Konsumverhaltens und coachen andere, die sich diesen Traum ebenfalls erfüllen möchten. Dabei geht es den Frührentnern nicht einfach darum, nicht mehr arbeiten zu müssen: Sie wollen finanziell unabhängig sein und das Leben nach eigenen Vorstellungen sinnvoll gestalten können. Vor allem kritisieren sie die Logik unseres gängigen Konsumverhaltens, es geht ihnen um einen grundsätzlich anderen Lebensstil, der eben nicht nach ständigem Zuwachs von Konsumgütern strebt. Reichtum bedeutet hier etwas anderes: Zeit, Beziehungen, Muße…“